Heinrich Manns Roman "Der Untertan" und "das Sinken der Menschenwürde unter jedes bekannte Maß" am Beispiel des politischen Delikts der Majestätsbeleidigung
PD Dr. Ralf Peter Anders und Britta Dittmann
Der Untertan von Heinrich Mann gilt als treffende Analyse nicht nur der Verhältnisse in der wilhelminischen Gesellschaft, sondern darüber hinaus als brillante Darstellung des Prototypus des (deutsch-)autoritären Charakters. Der Roman führte unter Historikern zum Streit darüber, ob die Kaiserzeit als sog. Untertanengesellschaft bezeichnet werden könne mit erklärender Wirkung für den Nationalsozialismus. Dabei darf jedoch nicht in den Hintergrund treten, dass die Wirklichkeit des Romanautors eine andere ist als die des wissenschaftlich arbeitenden Historikers, Erstere nicht zwangsläufig mit der geschichtlichen Wirklichkeit korrespondieren muss. Insbesondere die Darstellung von Tat und justizieller Aufarbeitung der sog. Majestätsbeleidigung im Roman könnte dafür beispielhaft stehen.