Wenn der Cowboysong »Don’t fence me in« in der Nachkriegszeit das Wochenende ankündigt, singt Roy Rogers den jungen Deutschen damit aus der Seele. Noch sind die Spuren der Vergangenheit nicht zu übersehen und noch ist nicht klar, was genau ihnen die Welt nach 1945 zu bieten hat - auf jeden Fall jedoch die Freiheit, das Leben nun in die eigenen Hände nehmen zu können und sich von nichts und niemandem mehr etwas vorschreiben lassen zu müssen.
Günter Grass beginnt 1948 ein Studium der Bildhauerei und Grafik an der Kunstakademie Düsseldorf. Er probiert sich in verschiedenen Stilen der Klassischen Moderne, die erst jetzt wieder in den Museen gezeigt wird, schreibt Gedichte und reist per Autostopp nach Italien und Frankreich.
Während seines Studiums stellt er die Weichen für seine spätere Arbeitsweise, bei der »Worte und Zeichen aus einer Tinte« fließen.
Ein tiefer Einblick in diese entscheidende Lebensphase war bisher unmöglich, denn die meisten damals von Grass geschaffenen Arbeiten galten als verschollen. Erst 2013 wurde bekannt, dass sich eine Sammlung von über
150 Werken unter der Außentreppe seiner Düsseldorfer Atelierwohnung erhalten hat. Die Ausstellung zeigt diese Zeichnungen, Aquarelle und Plastiken aus dem Besitz der Günter und Ute Grass Stiftung jetzt zum ersten Mal. Zudem werden erste unveröffentlichte Gedichte präsentiert sowie Auszüge aus den Manuskripten der »Blechtrommel« (Literaturarchiv der Akademie der Künste, Berlin), »Beim Häuten der Zwiebel« und »Vonne Endlichkait« (Günter und Ute Grass Stiftung), die rückblickend auf die Lehrjahre des bildenden Künstlers Bezug nehmen.
Zusammen mit diesen Exponaten beleuchten Dokumente aus dem Medienarchiv Günter Grass Stiftung Bremen, dem Stadtarchiv Düsseldorf und dem Archiv der Kunstakademie Düsseldorf Grass’ frühes Schaffen und zugleich das Lebensgefühl einer ganzen Generation zwischen Kriegsschuld und Überlebensfreude.
Programm:
Begrüßung: Jörg-Philipp Thomsa
Thematische Einführung: Viktoria Krason
Musik:
Angelica Cuparius, Sopran
Henning Lucius, Piano