Warum hängten die Lübecker und Hamburger Fahnen, die sie von Schiffen konkurrierender Gewaltakteure erbeutet hatten, in ihre Stadtkirchen? Warum ließ der Rat von Danzig in der Mitte der Marienkirche einen kostbaren Altar austellen, den der Danziger Ratsherr und Söldnerführer Paul Beneke kurz zuvor von einer Galeere der Medici gewaltsam weggenommen hatte? Solche Beutestücke zeigen, in welchem Maße Städte und Kaufleute gewaltsam handelten. Sie erzählen aber auch die Geschichte eines historischen Wandels, in dem Stadtgemeinden und Kaufmannsgenossenschaften sich zunehmend als Pirateriebekämpfer inszenierten und ihre Konkurrenten als angebliche "Piraten" und "Seeräuber" abwerteten. Dieser Wandel prägt unser Geschichtsbild bis heute - ihm wird in diesem Vortrag nachgegangen.
Philipp Höhn (Halle): "Piratenbekämpfung? Beutestücke aus maritimer Gewalt und städtische Identität in Lübeck, Hamburg und Danzig (1427-1526)"
Wissenschaftsreihe „Handel, Geld und Politik vom Mittelalter bis heute“
Ort: Beichthaus
Große Ausstellung im Hansemuseum: Störtebeker & Konsorten – Piraten der Hansezeit?