Kabarettist Lars Reichow kommt mit seiner neuen Comedy-Show „Freiheit“ ins Kolosseum
"unser Lübeck" hat mit ihm gesprochen

Der gebürtige Mainzer Lars Reichow ist eine echte Frohnatur. Der 51-jährige Allrounder – Kabarettist, Moderator und Entertainer in einer Person – überzeugt sein Publikum mit frechem Witz, geistreichem Humor und scharfzüngiger Ironie und ist damit bereits seit über 20 Jahren erfolgreich. Am Freitag, 4. März 2016 kommt Lars Reichow ins Kolosseum nach Lübeck und präsentiert dort seine neue Kabarett-Show "Freiheit".

Gute Laune ist vorprogrammiert, wenn er auf der Bühne seine anspruchsvolle Comedy zum Besten gibt. Mit sprachlicher Finesse, Musikalität und seinem Talent, die Zuschauer mit einzubeziehen, wird jeder seiner Auftritte zum unterhaltsamen Event.

Das Kulturmagazin "unser Lübeck" hatte im Vorfeld die Gelegenheit, dem "Self-Made-Comedian" ein paar Fragen zu stellen:

unser Lübeck: Herr Reichow, man liest in Ihrer Vita, dass Ihr erster aufrechter Gang im Jahr 1964, Ihrem Geburtsjahr, Sie sogleich ans Klavier geführt hätte. Ist Ihnen die Veranlagung zum Musizieren mit in die Wiege gelegt worden bzw. woran merkten Sie, dass bereits seit Kindesbeinen an Musiknoten durch Ihre Adern fließen?

Lars Reichow: Wahrscheinlich liegt's an meinen lustigen und musikalischen Eltern. Mit meiner Mutter hab ich viel gelacht, mit meinem Vater sehr viel Musik gemacht. Daraus ist ein ziemlich lustiges Leben geworden. Ich bin selbst überrascht, wie oft ich zufrieden, ja glücklich bin.

Sie sind mittlerweile Pianist, Komponist, Kabarettist, Sänger, Fernsehmoderator und Entertainer – so viele unterschiedliche Berufe. Wie kam es dazu und wo sehen Sie Ihren Schwerpunkt?

Reichow: Ich bin ja kein Facharbeiter. Ich verbinde das gesellschaftliche und politische Kabarett mit der alltäglichen Komik und dem Bedeutungsvollen in der Musik. Aber dafür gab es keinen Plan, alles hat sich zufällig zusammengefügt.

Darüber hinaus tragen Sie den Beinamen "Der Klaviator". Was hat es damit auf sich?

Reichow: "Der Klaviator" ist ein Programmtitel aus den 90er Jahren. Eine Figur, die wie ein James-Bond-Gegenspieler das Böse in einer Musikwelt verkörpert. In der Rolle als Klaviator sauge ich Kinder in den Resonanzraum, weil sie immer den Flohwalzer spielen. Viele Menschen haben mich nach diesem Programm "Klaviator" genannt und ich nehme diesen Titel gerne an. Ich liebe es, mit Tasten Geschichten zu erzählen und mich zu begleiten. Aber – ganz im Vertrauen – der Klaviator beißt nicht. Er will nur spielen ...

Braucht man ein gewisses Talent oder Begabung, um als Kabarettist erfolgreich zu sein, oder ist das ein erlernbares Handwerk bzw. Beruf? Welche Voraussetzungen muss man dafür erfüllen bzw. mitbringen?

Reichow: Wenn man in diesem Beruf langfristig Erfolg haben will, dann darf man die Quelle der Fantasie niemals versiegen lassen. Zu meinem Leben gehören meine Frau, meine Familie und viele inspirierende Freundschaften. Ich beobachte sehr gerne Menschen, ich bin neugierig auf das Leben in der Politik, der Wirtschaft. In diesen Bereichen kann man viele komische, berührende, natürlich auch peinliche Dinge entdecken. Solange ich einen Weg finde, daraus Texte und Lieder zu machen, ein Ventil zu öffnen, kann mir nichts passieren, das reicht für ein ganzes Leben.

Zurzeit sind Sie mit Ihrer neuen Comedy-Show "Freiheit" auf Tour. Wie entsteht die Idee für so ein Programm und wie lange dauert die Entwicklung solch einer Show vom ersten Gedanken bis zur endgültigen Umsetzung?

Reichow: Die Idee für das aktuelle Programm kam mir, als ich vor über einem Jahr darüber nachdachte, was für mich und die meisten Menschen am wichtigsten ist. Von ersten Gedanken bis zum fertigen Programm verging ungefähr ein Jahr. Besonders fruchtbar war eine Arbeitsphase im Schweizer Mittelgebirge. Ich habe dieses Thema sehr genossen. Und auch gespürt, dass ich etwas tun will für Menschen, die auf der Flucht sind vor politischen Herrschern, die Freiheit, Toleranz und persönliche Selbstentfaltung mit Füßen treten. Freiheit wird erst dann zum Genuss, wenn man ihre Grenzen gespürt hat.

Entwickeln Sie das komplette Programm von A-Z selbst, oder gibt es ein Team bzw. Ghostwriter, die Sie dabei unterstützen?

Foto (c) Werner FeldmannFoto (c) Werner Feldmann

Reichow: Ich bin ein Self-Made-Comedian, an meine Texte lasse ich nur Kaffee und am Abend etwas Rotwein, den Rest überlasse ich meinem gut belüfteten Gehirn. Ohne die Anregungen von außen würde sich allerdings nichts regen. Ich habe viele "Mitarbeiter", die gar nicht wissen, dass sie mir wertvolle Tipps geben.

Wie reagieren Sie auf aktuelle Ereignisse und Entwicklungen, die evtl. bei der Showkonzeption noch gar keinen Einfluss nehmen konnten? Werden solche Themen aktuell mit eingebaut, oder wie gehen Sie damit um (Beispielsweise das aktuelle Thema Flüchtlinge, Pegida o. Ä.)?

Reichow: Vielleicht bin ich Hellseher, aber das Thema Flüchtlinge habe ich bereits frühzeitig in mein Programm aufgenommen. Auf meine Weise nehme ich deutlich Stellung gegen rassistische und ausländerfeindliche Tendenzen in unserer Gesellschaft. Ich schäme mich für Leute, die Flüchtlingsunterkünfte anzünden, weil sie vor Leuten Angst haben, die sie noch nie gesehen haben. Das ist unerträglich und unwürdig. Wenn sich eines Tages erweisen sollte, dass die Mehrheit der Deutschen so denkt, gehe ich mit Angela Merkel in ein anderes Land!

Wie lange werden Sie noch als Kabarettist unterwegs sein? Gibt es bereits Pläne für eine weitere Show, oder haben Sie beruflich vielleicht ganz andere Visionen?

Reichow: Im Fernsehen werde ich auf jeden Fall wie bisher präsent sein. Mit dem SWR verbindet mich viel. Nach einem ZDF-Ausflug im vergangenen Sommer arbeite ich weiter an einem Konzept, mit dem ich mich frei und kompromisslos im Fernsehen bewegen kann. Aber ohne Zeitdruck, denn die beste Beschäftigung habe ich schon gefunden: Es ist die Tournee. Nichts ist schöner, als live vor ein Publikum zu treten und ihm alles zu geben, was möglich ist.

Wie lange sind Sie im Jahr auf Tour und wie lässt sich das mit Ihrem Familienleben vereinbaren? Sie sind ja verheiratet und haben Kinder …

Reichow: Der amerikanische Comedian James Stewart hat sich zurückgezogen aus dem Fernsehen mit dem Argument, er wolle jetzt mal seine Familie kennenlernen, es seien wohl sehr nette Leute. Ich bin auch viel unterwegs, vielleicht 150 Abende im Jahr, aber ich versuche einen Kompromiss zu leben. Ich liebe die Bühne, aber ohne meine (sehr nette!) Familie wäre ich nur ein trauriger Clown!

Am 4. März 2016 werden Sie im Kolosseum in Lübeck Ihr neues Programm "Freiheit" präsentieren: Worauf dürfen sich die Zuschauer freuen und welche Highlights erwarten uns bei dieser Show?

Reichow: Mein Programm macht denjenigen Spaß, die es lieben, die Welt aus optimistischer, humorvoller Sicht zu betrachten. Leute, die Musik lieben und ein ganz normales Leben führen. Ich bin ein wirklich lustiger Typ – aber ich kann auch mal ernst werden. Einfach mal kommen und anschauen!

Zum Schluss noch ein paar Fragen an die Privatperson Lars Reichow: Was machen Sie am liebsten in Ihrer Freizeit, welchen Hobbys gehen Sie nach?

Reichow: Wann immer ich Zeit habe, gehe ich schwimmen. Für mich der beste Sport überhaupt: Man muss nicht reden, das Körpergewicht nimmt im Wasser ab und hinterher bin ich immer sehr zufrieden und habe einen wahnsinnig guten Appetit.

Was mögen Sie gern bzw. welche Vorlieben haben Sie und was mögen Sie überhaupt nicht?

Reichow: Ich liebe es, den ganzen Tag zu frühstücken und mich dabei mit Freunden zu unterhalten. Ich liebe meine Arbeit, die Bühne und die Menschen, die vor mir sitzen, lachen und lauschen. Was ich überhaupt nicht mag, ist Schnupfen!

Haben Sie Vorbilder bzw. Menschen, die Sie besonders bewundern oder schätzen?

Reichow: Ich habe Peter Ustinov sehr bewundert für seine weltläufige Komik. Ich bewundere besondere Sänger wie Frank Sinatra, Aretha Franklin, Billy Joel, David Clayton-Thomas, sogar Barry Manilow und Barbara Streisand. Meine letzte Entdeckung ist Sara Bareilles. Die Amerikaner mögen ein verrücktes, schießwütiges Volk sein, aber das Show-Personal ist einfach unerreicht.

Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft und ganz speziell für das Jahr 2016?

Reichow: Ich wünsche uns ein glückliches Jahr in einem friedlichen und gastfreundlichen Land und mir ein gesundes, fröhliches und lebhaftes Publikum!

Möchten Sie zum Schluss unseren Lesern von "unser Lübeck" noch etwas mitteilen, was Ihnen vielleicht besonders am Herzen liegt?

Reichow: Ja, eine Bitte habe ich an das Publikum im Kolosseum. Bitte keine Teddybären oder Blumen auf die Bühne werfen, sondern ausschließlich MARZIPAN!!

Vielen Dank Herr Reichow, für das Interview und weiterhin viel Erfolg!



Lars Reichow - FREIHEIT!
4. März 2016 um 20 Uhr
Kolosseum Lübeck

Karten gibt es ab 26,25 Euro zzgl. Vorverkaufsgebühr an folgenden Vorverkaufsstellen in Lübeck oder ggf. noch an der Abendkasse: tips & Tickets: 0451 / 79 04 400, Pressezentrum Lübeck: 0451 / 79 96 060, Lübeck Travemünde Marketing: 0451 / 88 99 700, Konzertkasse im Hause Hugendubel: 0451 / 70 232 - 0, LN Pressehaus: 0451 / 144 1394, CITTI-Markt: 0451 / 89 69 207, Famila Warenhäuser

Den Erlös aus der Veranstaltung am 04.03.2015 im Kolosseum Lübeck spendet der Promotor Matthias Reiß komplett dem Verein Flüsterpost e.V. aus Mainz – Unterstützung für Kinder von krebskranken Eltern.

Weitere Informationen unter: www.larsreichow.de

 


Kommentare  

# Lob und KritikHeribert Glumener (10.02.2016, 15:47)
Lob: Der Besuch von Reichows Veranstaltungen lohnt sich, solange er sich an Alltagshumor übt. Sobald es ins Politische geht, wird es mau. Daher auch die heftige Kritik an seinem wenig glücklichen Auftritt in der ZDF-Karnevals-Show (Mainz wie es....). War zu angepasst, etwas seicht. Dennoch empfehle ich die Veranstaltung. Unter den genannten Bedingungen ganz nette, kurzweilige Unterhaltung.

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