Künstler Gary Johns begutachtet seine Arbeit

Homage - A Tribute to Tribal Artists
Oliver Zybok´s letzter Streich in der Petri-Kirche

Eigentlich ist der langjährige Chef der Lübecker Overbeck-Gesellschaft seit dem 1. Juli 2023 stellvertretender Direktor der Bundeskunsthalle in Bonn, aber er hat jetzt noch seine letzte Ausstellung in Lübeck eröffnet. Gleichzeitig bestätigte er, dass es einen langsamen Abschied von Lübeck für ihn geben wird. Selbst das Programm des nächsten Jahres im Lübecker Kunstverein hätte er noch vorbereitet.

Jetzt also seine offizielle Abschieds-Schau in der Museums-Kirche St. Petri: „Homage - A Tribute to Tribal Artists“ ist eine Gemeinschaftsschau des Porträt-Fotografen Greg Gorman und seines Freundes und Künstlers Gary Johns. Vermittelt wurden die beiden amerikanischen Künstler an Oliver Zybok von Prof. Dr. Harald Falkenberg, einer der wichtigsten deutschen Sammler und Mäzene von moderner Gegenwartskunst aus Hamburg, wo er auch seit Jahren seine eigenen riesigen Phönixhallen bespielt.

Oliver Zybok´s letzte Amtshandlung: die Eröffnung der AusstellungOliver Zybok´s letzte Amtshandlung: die Eröffnung der Ausstellung

Die aktuelle Ausstellung in Lübeck soll nicht als Aneignung afrikanischer Kunst verstanden werden, sondern respektvoll und zugewandt die vielfältigen Einflüsse von originärer Tribal Art auf moderne westliche Kunst repräsentieren, wie Petri-Pastor, Dr. Bernd Schwarze in seiner Eröffnung betonte. „Gerade in Zeiten von postkolonialen Diskursen und ausufernder Wokeness sei es wichtig, Respekt zu zeigen für die andere Kunst und Kultur“.

Soweit will sich Harald Falkenberg in die Diskussion nicht einlassen, wie er in seiner Einführung betonte. Ihm als Hanseaten seien vor allem die Künstler wichtig. Greg Norman sei einer der wichtigsten Porträt-Fotografen der Gegenwart, der mit einer Aufnahme des 18jährigen Jimi Hendrix seine außerordentlich erfolgreiche Karriere als Fotograf begann und später fast alle Hollywood-Größen wie Leonardo DiCaprio, Marlon Brando oder Sharon Stone vor seiner Linse hatte.

Einführung durch Prof. Dr. Harald FalkenbergEinführung durch Prof. Dr. Harald Falkenberg

Und dessen langjähriger Freund, der Künstler Gary Johns hat aus den Porträts durch Texturen, Raster, Collagetechnik, Malerei und Verfremdungen eigenständige Kunstwerke geschaffen. Gleichzeitig betonte Falkenberg, dass große Kunst jeweils dreidimensional sei, sie lebe aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. „Porträts wollen etwas hervorheben, das Innere einer Person herausfinden, während Masken etwas verschleiern wollen von deren Identität.

Ausgangspunkt der Lübecker Schau war die private Sammlung von afrikanischen Masken und Skulpturen von Greg Gorman, die er seit den 1970 Jahren gesammelt hat, gekauft von afrikanischen Künstlern und mit gesicherten Herkunftsnachweisen. Nachdem ihm die Lust an der Fotografiererei von Promis verloren gegangen sei, habe er nun seine Tribal Art ins richtige Licht gesetzt, um deren Wirkung in feinster Porträt-Technik und vor neutralen Hintergründen zu verstärken. Um gestochen scharfe Bilder zu bekommen, habe er bis zu 25 Aufnahmen von einem Objekt gemacht und diese zu einem Bild zusammengesetzt.

Original-Holzskulpturen und PorträtsOriginal-Holzskulpturen und Porträts

Sein Freund Gary, der auch Art-Direktor ist, hat diese Porträts auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen in eigenständige Kunstwerke verfremdet. Teilweise hängen Original und Bearbeitung nebeneinander. Auch die ursprünglichen Masken und Skulpturen sind in einem Glaskasten in der Schau zu sehen. Gerade diese Gegenüberstellung von afrikanischer Stammeskunst, die häufig eine religiöse oder kultische Bedeutung hat mit einer zwar säkularen, aber evangelischen Kirche als Ausstellungsort, erzeugen eine wunderbare Spannung und Energie.

Außerdem ist es beiden Künstlern besonders wichtig, den Tausenden, meist unbekannten afrikanischen Künstler eine Aufmerksamkeit zu schenken und vor allem ihre Bedeutung als Inspiration für weltweite Generationen an Künstlern aus der westlichen Welt zu untermauern, wie sie beide auch im Vorwort des großartigen Katalogs zur Schau feststellen. Dieser ist in der Ausstellung für sensationell günstige 25 Euro zu erstehen.

Die Macher der Homage-AusstellungDie Macher der Homage-Ausstellung

"Homage - A Tribute to Tribal Artists" in der Petrikirche ist bis zum 27. August 2023 täglich von 11 bis 16 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.


Fotos: (c) Holger Kistenmacher

Holger Kistenmacher
Holger Kistenmacher
Jahrgang 1956, freischaffender Journalist seit gut 25 Jahren, studierter Realschullehrer, praktizierender psychosozialer Betreuer, ambitionierter Fotograf und Kulturschreiber mit den Fachgebieten: Moderne Gegenwartskunst, Literatur, Musik zwischen Jazz und Rock, Nordische Filme, Moderner Tanz. Weltenbummler und Reisejournalist.

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