Auf zwei Glasscheiben, dem sogenannten Großen Glas, konstruierte er die Ansicht einer eigentlich nicht sichtbaren, mehrdimensionalen Welt. Kreativität bedeutete für ihn: Einblicke in das Unmögliche zu geben. Wesentliche Impulse hinsichtlich seines Kunstverständnisses erhielt er zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Mathematik, der Psychoanalyse oder der Relativitätstheorie. Ebenso faszinierten ihn technische Neuerungen wie Flugzeuge, Autos und Brücken.
Die Ausstellung basiert auf dem 91 Werke umfassenden Fundus der Schweriner Duchamp Sammlung. Sie beginnt mit dem Frühwerk der Karikaturen, die noch vor seinem „Ausstieg aus der Malerei“ entstanden, aber wegweisend für seinen Umgang mit Bild und Sprache sind. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Kosmos des Großen Glases. Grafiken, Objekte und die Notizen der Grünen Schachtel geben Einblick in die Komplexität der Gedankenwelt von Marcel Duchamp. Seine Readymades inspirieren mit ihren verwirrenden Titeln die Fantasie des Betrachters, Unmögliches zu sehen. Mit der Idee, alle seine Werke in einer Schachtel – gleich eines Museums – zusammenzuführen, erschließt sich das ansonsten unsichtbare vielschichtige Beziehungsgefüge seines Œuvres. Duchamps bis heute wirkende inspirierende Kraft wird anhand von ausgewählten Werken sowohl der Schweriner Sammlung als auch der Kelter-Sammlung erlebbar. John Cage, Marcel Broothaers, Nam June Paik, Ben Vautier, ebenso A K Dolven und Werner Reiterer treten in einen Dialog mit Marcel Duchamp und lassen seine Aktualität sichtbar werden.
Bild: Marcel Duchamp, L.H.O.O.Q., 1919/1964 © Association Marcel Duchamp, VG Bild-Kunst, Bonn 2018