Skulptur heute II Künstler der Galerie und Gäste: François du Plessis, Irene Hoppenberg, Stefan Marienfeld, Babak Saed

Samstag, 04. August 2018, 12:00 - 16:00
Stern-Wywiol Galerie HamburgAn der Alster 81, 20099 Hamburg
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Die Skulptur heute hat sich von ihren Grenzen und -Ismen verabschiedet und ist vor allem vital und vielfältig. In der Ausstellung Skulptur heute II stellt die Stern-Wywiol Galerie vier zeitgenössische Positionen vor, die stellvertretend für wichtige gegenwärtige Strömungen stehen.
Gemeinsam ist allen vier Künstlern, dass sie der Industrie entlehnte Materialien wie Beton, Polyester, Acrylglas oder Papier oder Alltagsgegenstände wie Bücher verwenden. Mit ihrer Hilfe befinden sich die Künstler ganz unmittelbar im materiellen Zentrum ihrer Zeit, unabhängig davon, welche künstlerische Ausdrucksform sie nutzen. Alle Vier arbeiten mit Zeichen und Situationen, die sie aus dem Zusammenhang nehmen und einer Verfremdung und Umdeutung unterziehen. Ihr Einsatz von Farbe fügt dem dreidimensionalen Werk eine zusätzliche Wirkungsebene hinzu, mal malerisch, mal industriell. Die intensive Beschäftigung mit der Ding- und Warenwelt steht in der Tradition der Pop Art und folgt doch bei jedem Künstler einer ganz eigenen Logik.

François du Plessis‘ Material ist das Buch. Aus den farbigen Schnittkanten von Büchern entstehen organisch geformte Objekte, die an Baumscheiben und psychedelische Farbspiralen erinnern. Durch die Verwendung des Kulturobjektes Buch werden die Objekte inhaltlich aufgeladen. Natursphäre und geistige Welt werden ineinander verwoben und ergänzen sich gegenseitig. In seinen neuen Installationen bedient sich du Plessis aus dem Repertoire der Pop Art. Ereignisse wie spritzende Farbe oder fallende Wassertropfen werden in Comicsprache übersetzt, heißen SPLISH-SPLASH oder BLOBB und breiten sich in großformatigen Kompositionen über die Wand aus.

Irene Hoppenberg verknüpft in ihrem Werk auf intelligente und anregende Weise Konzeptkunst und Pop, Ernsthaftigkeit und Glamour. Ihre überdimensionalen Tennisbälle und Zitronen wirken auf den ersten Blick hyperrealistisch und glatt und offenbaren erst beim zweiten Hinsehen ihre offenkundig handwerkliche Herstellung.
Die Künstlerin porträtiert Früchte und industriell hergestellte Objekte mit der gleichen Intensität und Wertigkeit. Sie verweist auf die sich zunehmend auflösende Trennlinie zwischen Natürlichem und Künstlichem, zwischen Individualität und Norm. Die drastisch veränderte Größe der Objekte führt außerdem dazu, dass sich der Betrachter selbst und seine Funktion als Maßstab für seine gesamte Umwelt neu wahrnimmt. Schönheit und Kontrolle, Demut und Größenwahn sind Kernthemen dieses Werks.

Der Tony Cragg Schüler Stephan Marienfeld spielt mit unseren Material- und Wahrnehmungserwartungen. Seine abstrakten Objekte sind aus Beton, Bronze, Aluminium oder Kunststoff gefertigt – aus bei Raumtemperatur festen Stoffen. Diese schnürt Stephan Marienfeld mit Seilen so eng ein, dass das Material aus ihnen herauszuquellen scheint. Feste Stoffe wirken plötzlich weich und schwere leicht. Teils lässt er den Betrachter das natürliche Material erkennen, so dass die Irritation auf dem unerwarteten Aggregatzustand ruht. Zusätzlich nutzt er auch die Farbe, um Verwirrung durch die Oberfläche und ihre Reflexionen zu stiften, die das Material verschleiern. Seine Objekte heißen „Dislike“ und „Bondage“, was ihre verführerische, vitale und erotische Kraft noch einmal bestätigt.

Babak Saeds Thema als Künstler ist Kommunikation. Er beschäftigt sich mit dem geschriebenen Wort, verfremdet es durch Groß- und Zusammenschreibung und macht uns dadurch den Vorgang des Lesens bewusst. Er verwendet Sprache als „Bild“ und knüpft damit an die westliche Konzeptkunst an und an die durch die Tradition der Schriftwerbung geschulten visuellen Gewohnheiten des Betrachters. Sicher spielt auch seine Herkunft aus dem Iran eine Rolle – die traditionelle islamische Kunst lebt von der Kunstfertigkeit und Ornamentalisierung der Schrift. Saeds Werke leben von einem feinen Gespür für Sprache und ihre Zwischentöne, für Doppeldeutigkeiten, Alliterationen und Wortspiele. Lebensphilosophische und gesellschaftliche Fragen werden von ihm in äußerster sprachlicher Reduktion und in mehrdeutigen Formulierungen intelligent und spielerisch visualisiert.

Ausstellungsdauer: 23.03.-18.08.2018
Öffnungszeiten: di – fr 10–18 Uhr, sa 12–16 Uhr


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