Die Nibelungen von Friedrich Hebbel

Donnerstag, 14. Januar 2016, 19:30 - 22:45
Theater Lübeck – Großes HausBeckergrube 16, 23552 Lübeck
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Hebbels Drama »Die Nibelungen« beginnt mit einem vergifteten Anfang: Siegfried schließt einen verhängnisvollen Pakt mit König Gunther, dem Herrscher von Burgund: Der mit herkulischen Kräften ausgestattete Held soll – getarnt unter der unsichtbar machenden Nebelkappe – stellvertretend für Gunther die bisher unbesiegbare Brunhild im Wettkampf besiegen und sie so für den Burgunderkönig erobern. Als Lohn dafür soll er Gunthers Schwester Kriemhild zur Frau bekommen. Verschwiegenheit wird vereinbart, doch schon bald fliegt die Täuschung auf und die überlistete Brunhild tobt vor Wut und verlangt nach Rache: Siegfried muss sterben. Hagen von Tronje, ein Gefolgsmann König Gunthers, ermordet ihn hinterrücks. Kriemhild schöpft Verdacht, dass Hagen hinter dem Anschlag auf ihren Mann steht, und fordert Aufklärung und eine Anklage des Mörders ein. König Gunther jedoch, selbst Mitwisser der Tat, verweigert das Gerichtsverfahren. Die ungesühnte Tat ist der Ursprung einer scheinbar unabwendbaren Katastrophe, sie löst eine Spirale von Rache und Vergeltung aus, an deren Ende der Untergang der Nibelungen besiegelt ist. 

In der Behandlung dieses deutschen Mythos zeigt uns Hebbel hinter den archetypisch überhöhten Figuren Menschen, die getrieben sind von ihren Leidenschaften, von Rache, Hass und Liebe. Er führt uns eine Gesellschaft von zweifelhafter Moral vor, eine Gesellschaft geprägt von Neid, Machthunger und Maßlosigkeit, in der die hohe Kunst der politischen Intrige auch vor Mord nicht zurückschreckt, und evoziert damit eine erschreckende Gegenwärtigkeit. In der Mechanik von Tat und Reaktion, in dem Beharren auf Vergeltung und Befriedigung der rachsüchtigen Gefühle steuern die Nibelungen ihrer kompletten Vernichtung entgegen. Zwar sind im Handlungsverlauf immer wieder Möglichkeiten der Umkehr, es gibt Vermittlerfiguren, die das Schlimmste abwenden wollen, aber scheinbar ist die Gewalt nicht mehr aufzuhalten … 

Nach den Produktionen »Peer Gynt«, »Joseph und seine Brüder« und »Hamlet« setzt Andreas Nathusius seine Beschäftigung mit den großen mythischen Stoffen fort und beleuchtet gleichzeitig die zeitlose Aktualität von Hebbels Schauspiel: In einer Welt, die sich wieder zunehmend in vermeintlich unüberbrückbaren Blöcken gegenübersteht, in der völkisch-nationale Gefühle immer mehr erstarken, in der Feindbilder aufgebaut werden und eine Lösung der Konflikte über Diplomatie als Schwäche gewertet wird – in der der Krieg als Mittel der Politik wieder als Möglichkeit in Frage kommt, gewinnt Hebbels Auseinandersetzung mit der Maschinerie des Krieges eine enorme Brisanz. Mit »Die Nibelungen« von Friedrich Hebbel nimmt das Theater auch inhaltlichen Bezug zu Wagners parallel entstandenem Opernzyklus »Der Ring des Nibelungen« und knüpft somit an das 2013 mit dem Rudolf Stilcken Preis für Kultur-Kommunikation ausgezeichnete Projekt »Wagner-trifft-Mann« an.

 



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