„aus:::zeichnen“ in der xpon-art gallery

Samstag, 01. Oktober 2016, 18:00 - 21:00
xpon-art galleryRepsoldstraße 45, 20097 Hamburg
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Stricheln, Kritzeln, Schraffieren, Auszeichnen – das Medium der Zeichnung ist in seiner Ausführung so vielfältig wie die Mittel, die ihm zur Verfügung stehen. Über die Jahrhunderte hinweg bedienten sich die Künstler der Zeichnung, um Ideen zu verbildlichen und sie für die Ausführung auf der Leinwand vorzubereiten. Architekten skizzierten Entwürfe und Bildhauer ihre Bildnisse. Lange Zeit stand die Zeichnung damit ganz unten in der Gattungshierarchie, wurde von der Malerei, Architektur und Bildhauerei nur müde belächelt. Doch spätesten im 19. Jahrhundert kam ihre Stunde, plötzlich wurde sie ernst genommen und als autonome Gattung mit eigenständiger Wertigkeit anerkannt. Nun durfte sie sich als Grafik verstehen und hielt Einzug in die Kupferstichkabinette der Museen. Aber nicht nur das: sie machte einen Satz in die Moderne und öffnete sich dem Neuen, dem Anderen, dem Fremden und Überraschenden. Kooperationen mit der Computertechnik, mit der Fotografie, mit Farbe oder Bewegung waren die Folge.

Eine Auswahl der Möglichkeiten, ein Kaleidoskop des aus:::zeichnens zeigt die xpon-art gallery ab dem 1.9.2016. Eröffnung um 20 Uhr.

Einen Innenraum, fragmentiert, mit feinen Linien und unglaublicher Präzision bis ins letzte Detail ausgezeichnet, präsentiert Arne Lösekann. Der Blick in die Wohnung wird bildwürdig gemacht und damit ausgezeichnet. Ausgezeichnet ist jedoch auch das Ursprungsbild – die Konturen der Dinge wurden mithilfe von Vektorgrafik ausgezeichnet und lassen eine andere, zeichenhafte Sicht auf die Objekte entstehen. Genauso fein ausgeführt - jedoch mit dem klassischen Bleistift gefertigt - sind die Arbeiten von Anne Höppner, in welchen Wolken mit Gedanken ausgezeichnet werden. Ortsbezogen arbeitet Jens Lay: seine ausgezeichneten Tapetenbahnen greifen Ornamente und Kachelmuster aus der xpon-art gallery auf.

Benjamin Appelt führt vor Augen, wie vielfältig Zeichnung allein im formalen Sinn sein kann. In seinen Kohleporträts ist die Strichführung jeweils eine andere, was gänzlich unterschiedliche Gesamteindrücke generiert. Ebenfalls figurativ arbeitet Dagmar Mahlstedt. Ihre Fineliner-Zeichnungen erinnern an eine papiergewordene Mischung aus Jean-Michel Basquiat und Keith Haring. Mit erstaunlicher Konsequenz bevölkern ihre poppigen Figuren den gesamten Bildraum, füllen ihn bis auf den letzten Winkel aus. Man fühlt sich unmittelbar erinnert an den Begriff des Horror Vacui, der Angst vor der Leere, über welchen man auch in den Arbeiten von Julia Bach stolpert. Im wahrsten Sinnen stolpert, denn der Bildinhalt offenbart sich erst auf den zweiten Blick. In den überbordend gefüllten Blättern verschmelzen die Strukturen ganz im Sinne der Mimikry.

Bewegung findet sich in den Werken von Bettina Schünemann. Ausgezeichnet wird hier die Rotationsbewegung der Blätter. Bewegt ist auch der Arbeitsansatz von Dagmar Nettelmann-Schuldt. Auf Kachelfragmente, welche sie an der Elbe findet und die aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammen, zeichnet sie Erinnerungsfragmente. So überlagern sich mehrere Zeitebenen, und Geschichte wird (aus)gezeichnet.

Ebenfalls retrospektiv arbeitet Magnus Pelkowski. Seine Tagebücher sind gezeichnetes Leben, unterlegt mit Textstücken und beileibe nicht nur Memoiren, sondern auch kritische Reflexionen politischer und gesellschaftlicher Ereignisse. In den gezeigten Arbeiten geht es um die Balance, das fragile Gleichgewicht und die Bepreisung von Dingen – wobei hier selbst das scheinbar gestempelte Preisschild gezeichnet ist.

Im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet sind die Arbeiten von Maren Schimmer. Mit Millionen von Strichen füllt sie das gesamte Blatt und fertigt so Buntstiftzeichnungen von einer unglaublichen Farbbrillanz. Im Gegensatz dazu arbeitet Suse Haugk mit Leerstellen und legt in ihren Arbeiten den Prozess der Entstehung der Zeichnung offen.

Eines gänzlich anderen Mediums bedient sich Horst Brockmann. Seine mit Farbe über- und ausgezeichneten Fotoarbeiten rekurrieren darauf, dass der Begriff Zeichnung in der Fotografie die Erkennbarkeit von Bilddetails meint. Auch Inka Dropmann geht das Thema von hinten herum an: ihr Objekt PAPER TOOL ist ein „endlos“ Abreiß-Block auf Rollen, der sich immer und überall bekritzeln und auszeichnen lässt und von den Besuchern ausgiebig genutzt werden darf.

Teilnehmende Künstler:

Anne Höppner, Arne Lösekann, Benjamin Appelt, Bettina Schünemann, Dagmar Nettelmann-Schuldt, Dagmar Mahlstedt, Inka Dropmann, Jens Lay, Horst Brockmann, Julia Bach, Magnus Pelkowski, Maren Schimmer, Suse Haugk

Am 12. September laden wir zu einem kunsthistorisch inspirierten Tresengespräch ein. Anne Simone Krüger, Kunsthistorikerin und Sabrina Lemcke, Galerie und Verlag St. Gertrude geben einen Einblick in das Schaffen des „Millionenstrichlers“ Horst Janssen.

Bild: Suse Haugk, Der Echte Detail 2 © Suse Haugk

Thematische Gruppenausstellung vom 1.9. – 9.10.2016
Öffnungszeiten: Samstag bis Dienstag, 18 - 21 Uhr (und nach Vereinbarung)


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