In den letzten Jahren hat sich in vielen deutschen Städten eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kolonialismus und den Museumssammlungen aus jener Zeit entfaltet. In Lübeck sind diese Entwicklungen noch relativ neu. So wird der aktuelle Vorschlag der Lübecker Museen, den Ländern Namibia und Äquatorialguinea Angebote zur Rückgabe sterblicher Überreste und unrechtmäßig angeeigneter Objekte zu machen, in Lokalpolitik und Stadtgesellschaft breit diskutiert.
Der Lübecker Fall ist von überregionalem Interesse, weil sich hier grundsätzliche Fragen hinsichtlich der Praxis von Provenienzforschung und Restitutionen in Deutschland auftun. So scheint es angebracht, einen Überblick über den aktuellen Stand der Diskussion sowohl in der Stadt als auch im Land zu geben, Standpunkte auszutauschen, Visionen und konkrete Handlungsvorschläge zu entwickeln. Das Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck und die Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck laden führende Fachleute zu einer öffentlichen Tagung ein, um über die Erfahrungen in anderen Städten mit Rückgaben oder alternativen Modellen der Eigentumsübertragung zu informieren.
Die Tagung findet ab 13:00 Uhr im Vortragssaal des Zentrums für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck, Königstr. 42, 23552 Lübeck, statt. Sie gliedert sich in drei Sektionen. Zunächst verdeutlichen die eingeladenen Fachleute in kurzen Impulsreferaten ihre Haltung zu Rückgaben und zu damit verbundenen Fragen, etwa nach dem Wert der Objekte, der Aufarbeitung der Deutschen Kolonialgeschichte oder den Bedürfnissen der Herkunftsgemeinschaften. In einer zweiten Sektion werden die Forschungen in Lübeck, die zu dieser Initiative führten, noch einmal dargestellt und den aus der Politik und Stadtgesellschaft geäußerten Vorbehalten Raum gegeben. Zuletzt findet eine Podiumsdiskussion statt, in der wir sowohl den Lübecker Fall als auch die generelle Zukunft von Provenienzforschung und Restitutionen in Deutschland erörtern.
VORLÄUFIGES Programm:
13:00 Uhr Ankunft und Online-Registrierung
13:15 Uhr Grußworte und Einleitendes
Prof. Dr. Hans Wißkirchen (Direktor Lübecker Museen)
Monika Frank (Senatorin für Kultur und Bildung HL)
Dr. Ulrike Pluschke (Kultusministerium des Landes Schleswig-Holstein, Kiel)
Dr. Larissa Förster (Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Berlin)
Impulse
14:00 Uhr Prof. Dr. Hans Peter Hahn (Accra/ Frankfurt):
Aufwertung durch Restitution! Warum Sammlungen an Wert gewinnen, wenn ein Teil restituiert wird.
14:15 Uhr Dr. Claus Deimel (Hamburg):
System Potlach oder Säuberung: Möglichkeiten für ethnographische Sammlungen
14:30 Uhr Israel Kaunatjike (Berlin):
[Perspektive der Herero]
14:45 Uhr Dr. Joachim Zeller (Berlin):
Erinnern und Vergessen. Postkoloniale Gedenkkultur in Deutschland
15:00 Uhr N.N. [Fallbeispiel erfolgreicher Restitutionen]
15:30 Uhr Pause
16:00 Uhr Prof. Dr. Cornelius Borck (ZKFL):
Das Lübecker Restitutionsvorhaben
16:30 Podiumsdiskussion
anschließend Fragen aus dem Publikum