Am Sonnabend , 13. August um 19 Uhr lädt die Kirchengemeinde Bosau zu einem Kammermusik-Abend mit einem sehr attraktiven Programm in die St. Petri Kirche ein.
Im Mittelpunkt stehen zwei Trios von Michail Glinka und Francis Poulenc und auch die Fagott-Sonate von Camille Saint-Saëns. Alle drei Werke gehören zum "goldenen" Repertoire der Holzbläser und erklingen im Konzert durch zwei Nachwuchskünstlerinnen: Thomia Ehrhardt, Tochter der bekannten Flöten- und Klarinettenspielerin Susanne Ehrhardt, ist Fagott-Masterstudentin und steht im Moment unter einem Zeitvertrag im Orchester in Kaiserslautern. Sonia Tcherepanov, Tochter des Bosauer Kirchenmusikers Sergej Tcherepanov, beginnt gerade mit einem Zusatzstudium für Saxophon im französischen Lyon, nachdem sie ihr Bachelor-Studium im Bordeaux im Juli erfolgreich abgeschlossen hat. Beide Spielerinnen konnten viel Bühnenerfahrung in den letzten Jahren gewinnen, sowohl im Orchester, als auch mit solistischem Repertoire.
Die Klangkombination Sopranosaxophon und Fagott mit Klavier (Sergej Tcherepanov) ist vielversprechend und abwechslungsreich, speziell in der französischen Musik, wie z. B. im Trio von Poulenc aus dem Jahre 1926. Schon die Besetzung war eine Befreiung nach einem Jahrhundert der erdrückenden Vorherrschaft der Streicher in der Kammermusik. Ein Klaviertrio mit zwei Holzbläsern war praktisch seit der Klassik nicht mehr geschrieben worden. Mit bewundernswertem Einfallsreichtum hat Poulenc die schwierige Balance zwischen diesen Partnern gewahrt. Seine Quellen formaler Inspiration hat er selbst benannt: „Für jene, die mich in der Form für sorglos halten, lüfte ich ausnahmsweise meine Geheimnisse: Der erste Satz folgt der Anlage eines Allegro von Haydn und das Rondofinale dem Scherzo aus dem 2. Klavierkonzert von Saint-Saëns.“
Der erste Satz lässt auf eine kurze, halb ernste, halb ironische Einleitung, ein Presto folgen, in dem sich „die musikalische Linie wie eine leichte Girlande entfaltet“ (Henri Hell). Das Andante wird vom Klavier eröffnet, zu dessen Gesang sich die Bläser nacheinander hinzugesellen. Im Rondo-Finale ist es das Fagott, das den Charakter einer Persiflage nachdrücklich zur Geltung bringt. „Der wahre Spaßvogel der Sechs war Poulenc; seine Lausbubenstreiche waren bekannt in den Pariser Künstlerkreisen nach dem Ersten Weltkrieg, als man Humor dringend nötig hatte.“ (Herbert Glass)
Die Fagottsonate G-Dur wurde im Jahr 1921 von Camille Saint-Saëns geschrieben, dem berühmtesten Komponisten der „Belle époque“, jener Epoche des Aufbruchs zu neuer Lebenslust, die in Frankreich nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen und dem Ende des Zweiten Kaiserreichs 1871 anbrach. Auch, wenn die Sonate Anfang der zwanziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts komponiert worden ist, enthält sie nahezu keine Einflüsse der modernen Musik, sondern ist im Stil der Romantik geschrieben und verrät nichts von ihrem Ursprungsort, Algier. Arabisches Flair, wie man es in vielen späten Klavierstücken von Saint-Saëns findet, sucht man hier vergebens. Vielmehr handelt es sich um ein durch und durch französisches Stück, freilich mit Anklängen an die Musik Bachs.
Das Konzertprogramm wird mit einem Werk von Fernande Decruck für Altsaxophon und Klavier ergänzt. 1942, im besetzten Frankreich: Die Komponistin zieht aus Toulouse, der Stadt ihrer Jugend, zurück nach Paris, wo sie ihre drei Kinder alleine großziehen muss. Von ihrem Ehemann, dem Musikverleger Maurice Decruck, lebt sie getrennt, mit ihren Werken und ihrem Unterricht in Harmonielehre bringt sie sich und die Kinder in den schwierigen Zeiten durch. In dieser bedrängten Situation schreibt sie 1943 eine Sonate für Altsaxophon und Orchester. Diese Cis-Dur-Sonate in vier Sätze genießt im Repertoire der Saxophonisten legendären Ruf, weil sie sich mit der Kunst des unvergessenen Marcel Mule verbindet, des größten Saxophonisten Frankreichs.
Bild: Veranstalter