Braucht die Demokratie noch Parteien? Oder sind Bürgerräte und andere Formen vermeintlich direkter Demokratie besser geeignet, Volksherrschaft wirklich bürgernah zu gestalten? Diese Fragen des Politikwissenschaftlers Jan Werner Müller mögen provokant klingen. Tatsächlich aber stehen sie quer zu den gegenwärtigen Krisendiagnosen einer anscheinend angeschlagenen Staatsform. Denn sie richten den Blick auf die wesentlichen Bausteine einer funktionierenden Demokratie – und damit auch auf politische Parteien und ihren Mehrwert für die Demokratie.
Jan-Werner Müller lehrt Politische Theorie und Ideengeschichte an der Princeton University in den USA. Sein Essay „Was ist Populismus?“ (Suhrkamp 2016) gehört ebenso wie sein neuestes Buch „Freiheit, Gleichheit, Ungewissheit. Wie schafft man Demokratie?“ (Suhrkamp 2021) zu den hellsichtigsten Gegenwartsanalysen unserer Zeit. Nach seinem Vortrag spricht er mit Lenz Jacobsen, Redakteur bei ZEIT ONLINE, dort zuständig für Demokratien und ihre Probleme.