Darius Milhaud (1892‑1974)
Suite für Violine, Klarinette und Klavier op. 157b (1936)
Hans Krása (1899‑1944)
»Tanz« für Violine, Viola und Violoncello (1943)
Benjamin Frankel (1906‑1973)
»Pezzi pianissimi« für Klarinette, Violoncello und Klavier op. 41 (1964)
Tzvi Avni (*1927)
»Credo« für Violine, Viola und Violoncello (2007)
Leo Smit (1900‑1943)
Trio für Klarinette, Viola und Klavier (1938)
Gustav Mahler (1860‑1911)/Alfred Schnittke (1934‑1998)
Klavierquartett a-Moll (1876/1988)
In diesem Jahr wird »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« gefeiert. Dies ist guter und wichtiger Anlass, im Gedenk- und Erinnerungsmonat November im Rahmen von »Zeit des Erinnerns« im 2. Kammerkonzert an die reiche Tradition jüdischer Komponisten nicht nur in Deutschland zu erinnern.
Im Zentrum des Konzertes steht das Streichtrio »Credo« des heute 94-jährigen israelischen Komponisten Tzvi Avni. Die thematische Keimzelle des Werks erinnert an einen synagogalen Gesang und verwendet erkennbar einen »jüdischen Ton«. Avni wurde im September 1927 als Hermann Jakob Steinke als Sohn polnischer Juden in Saarbrücken geboren. Zwei Jahre nach Hitlers Machtergreifung floh der Siebenjährige zusammen mit seinen Eltern nach Haifa. In Israel entwickelte sich Avni zu einem der bedeutendsten Komponisten des Landes. Er hat die wichtigsten Preise Israels erhalten und ist seit 2012 Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Saarbrücken.
Mit dem Trio von Leo Smit und dem im KZ Theresienstadt komponierten »Tanz« von Hans Krása stehen zwei Werke bedeutender Komponisten auf dem Programm, die in Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordet wurden. An ihr Schicksal und ihre Musik, sowie an so viele andere jüdische Komponist:innen der damaligen Zeit zu erinnern, ist und bleibt höchst wichtige Aufgabe.
Darius Milhaud war einer der wichtigsten französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er stammte aus einer wohlhabenden, alteingesessenen jüdisch-provenzalischen Familie und seine jüdische Herkunft war für sein Schaffen immer wieder prägend. Milhauds Oper »Christophe Colomb« begeisterte vor einiger Zeit am Theater Lübeck.
Der heute viel zu unbekannte englische Komponist Benjamin Frankel wurde vor allem durch seine acht Sinfonien bekannt. Der Sohn polnisch-jüdischer Eltern hat aber auch ein beeindruckendes kammermusikalisches Oeuvre hinterlassen.
Mit dem von Alfred Schnittke ergänzten Klavierquartett von Gustav Mahler steht schließlich dessen einziges Kammermusikwerk am Ende dieses höchst aufschlussreichen Programms.
Foto: Olaf Malzahn