Thomas Sparr, Suhrkamp, Autor des Buches „Todesfuge – Biographie eines Gedichts“ (DVA 2020) und langjähriger Leiter des Jüdischen Verlags, im Gespräch mit Hans-Ernst Böttcher, Präsident des Landgerichts i.R.
1957 nahm Paul Celan in Lübeck den Kulturpreis des Bundes der Deutschen Industrie entgegen – seine erste Auszeichnung überhaupt, ausgelobt von einem Verband, der Unternehmen zu seinen Mitgliedern zählte, die von der mörderischen Zwangsarbeit beim Bau der ‚DG IV‘ profitiert hatten, dem SS-Mammutprojekt einer gigantischen ‚Durchgangsstraße‘ von Lemberg bis Stalino für den Nachschub von Kriegsgütern nach Osten.
Die einzige Quelle zur Ermordung der im Arbeitslager Michailowka Inhaftierten, darunter Celans Eltern, führt Anfang 1960 auf die Spur des SS-Sturmbannführers Franz Christoffel, Lübeck, Possehlstraße 41, 1942 hauptverantwortlich für den entsprechenden Bauabschnitt II und die Massentötung rumänischer Juden. Bei Prozessbeginn 1967 konnte der inzwischen Verstorbene nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Der traurige Wahrheitsgehalt der Todesfuge bricht nirgends so massiv hervor wie in den Ermittlungen der Lübecker Staatsanwaltschaft.
Darya Jakobovich wird auf Wunsch ins Russische übersetzen.
Der Architekt Thomas Schröder-Berkentien führt im Anschluss durch die sanierte Synagoge.
Foto: Celans Mutter Fritzi