Nach Ende des Zweiten Weltkriegs müssen sich auch Spitzendiplomaten des Dritten Reichs vor Gericht verantworten. Einer der Angeklagten bei den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg ist Ernst von Weizsäcker, vormals SS-Brigadeführer und Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Zu seinen Verteidigern zählt sein Sohn Richard, der auf die Unwissenheit und Unschuld des Vaters plädiert. Jahrzehnte später wird Richard von Weizsäcker als Bundespräsident über Kriegsschuld und die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus sprechen – und damit die Erinnerungskultur nachhaltig verändern.
Über diese einzigartige Konstellation hat der Autor und Historiker Fridolin Schley einen Roman geschrieben. In „Die Verteidigung“ (Verlag Hanser Berlin, 2021) beschreibt er die frühe Umdeutung von Schuld und Verantwortung durch jene, die für sich reklamierten, Widerstand durch Mitmachen geleistet zu haben.