Zum letzten Mal: Der Sturm

Freitag, 03. Juni 2016, 19:30 - 21:50
Theater Lübeck – Großes HausBeckergrube 16, 23552 Lübeck
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»O schöne neue Welt, Die solche Bürger hat.«
 
Mit »Der Sturm«, Shakespeares vermutlich letztem Drama, nimmt nicht nur die Hauptfigur Prospero Abschied von seiner Magie, sondern auch der Autor selbst von seiner Profession. Vorher entfacht er aber nochmal ein Feuerwerk seiner Kunst. Er startet mit einer fulminanten Eröffnung: Prospero, der zaubermächtige Herrscher einer einsamen Insel, beschwört einen tosenden Orkan herauf, der ein Schiff vor seiner Küste zum Untergang verdammt. Die Passagiere sind für Prospero keine Unbekannten: Antonio, der Herzog von Mailand – Prosperos Bruder, der ihn vor zwölf Jahren gewaltsam absetzte und ihn zusammen mit seiner Tochter Miranda in einem morschen Boot auf hoher See ihrem Schicksal überließ –, König Alonso von Neapel, der Antonio damals mit Truppen unterstützte, sowie dessen Bruder Sebastian und dessen Sohn Ferdinand. Die Schiffbrüchigen werden an Land gespült und irren auf der Insel umher. Prospero beginnt mit Hilfe seiner »Untertanen«, dem Ureinwohner Caliban und dem Luftgeist Ariel, ein perfides Spiel mit den Ankömmlingen. Mit der Kraft der Imagination führt er sie in einen Irrgarten ihrer eigenen Verwerfungen und Innenwelten, um sie nach diesen Katharsis-Momenten therapieren zu können. Doch Prosperos Mittel sind durchaus fragwürdig. Er stürzt nicht nur seine Gegner in ein gewaltiges Gefühlschaos, in seiner Versuchsanordnung wird jedermann manipuliert – auch seine eigene Tochter: Er enthält ihr jahrelang das Wissen um die eigene Identität vor und entwirft für sie eine imaginäre Welt. Er hält sich den Eingeborenen Caliban wie einen Sklaven und benützt die Kraft der Illusion als Machtinstrument. 

Shakespeare, der große Theatermagier, breitet in seinem letzten Theaterstück nochmal seinen ganzen Zauberkasten aus: Romantik, Witz, Ironie gehen einher mit philosophischer Tiefe. In einem Spiel um Magie und Rache lässt er seine Figur Prospero nochmal alle Strippen ziehen, entfaltet ein Illusionsspiel sondergleichen und konfrontiert ihn bei dem Versuch, seine Kontrahenten zur Reue zu zwingen, mit den eigenen Abgründen. Shakespeare hat mit »Der Sturm« aber nicht nur ein großartiges Stück über die Kraft der Poesie und des Theaters geschrieben, er beschäftigt sich auch mit der Verquickung von Politik und Macht, mit dem Beginn des westlichen Kolonialismus, der abendländischen Hybris und ihren Auswirkungen. Shakespeare war über die aktuellen Entwicklungen, Umbrüche und Neuerungen seiner Zeit durchaus informiert. So fließen etwa Berichte über eine gescheiterte Expedition in die Neue Welt in sein Stück ein. Sein Drama ist auch eine Reflexion über die Geschichte der Unterwerfung – seine Insel ein Spiegelbild der Welt. 

Mit »Der Sturm« setzt Patrick Schlösser nach seinen gefeierten Inszenierungen »Ein Sommernachtstraum«, »Wie es euch gefällt« und »Antonius und Kleopatra« seine erfolgreiche Auseinandersetzung mit Shakespeare am Theater Lübeck fort. 

 



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