Heinrich Manns „Der Untertan“ gehört mittlerweile zu den Klassikern der deutschen Literatur, wird in politischen Reden und Zeitungsartikeln aktuell wieder viel zitiert und zählt seit diesem Jahr zu den Prüfungsthemen im Deutsch-Abitur der gymnasialen Oberstufe in Hamburg und Niedersachsen.
Grund genug für das Buddenbrookhaus, nun auch Literarische Stadtspaziergänge auf den Spuren des „Untertans“ anzubieten: Am Samstag, 4. September, sowie am 25. September können Interessierte jeweils von 16 bis 18 Uhr mit sachkundiger Begleitung zahlreiche Orte besuchen, die offenbar Pate für zentrale Schauplätze im Roman gestanden haben. Zwar spielt der Roman in der kleinen fiktiven Stadt „Netzig“ in Norddeutschland, doch die Bezüge zu Lübeck sind offenkundig. Auch wird in dieser Führung spannendes Hintergrundwissen über Heinrich Manns Lebensjahre in Lübeck, die Entstehung des Romans sowie das wilhelminische Deutschland vermittelt.
Schon bei seiner Veröffentlichung unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg stellte der Roman, der offenbar den Nerv der Zeit der jungen Republik getroffen hatte, Verkaufsrekorde auf. Die Geschichte der titelgebenden Hauptfigur, Diederich Heßling, ein willfähriger Nacheiferer Kaiser Wilhelms II., beweist noch heute Aktualität und Strahlkraft, schildert er doch in kurzweiliger und ironisch-satirischer Weise den Aufstieg eines ängstlichen Schuljungen hin zum macht- und erfolgsbesessenen Unternehmer und kaisertreuen „Möchtegern-Politiker“. Sein sehr deutsches Credo auf dem Weg dorthin lautet: „Nach oben Buckeln, nach unten Treten“. Die Stimmung im Deutschen Kaiserreich zur Entstehungszeit des gesellschaftskritischen Romans 1914 wird nach dessen Lektüre greifbar.