Nicht selten haben Kunsttheoretiker und Künstler in der Moderne gemeinsame Strategien entwickelt. Doch die enge Beziehung zwischen Georges Braque und Carl Einstein, die seit Ende der zwanziger Jahre miteinander befreundet waren, weist deutlich über eine solche kollegiale Konstellation hinaus: Einstein hat an den Werken des Malers große Bereiche seiner intellektuellen Beschäftigung mit der Kunst entwickelt, Braque wiederum hat dem Theoretiker seine erste Retrospektive und die erste Monografie zu seiner Arbeit anvertraut.
Der Vortrag schildert dieses ungewöhnlich intime Verhältnis zwischen den beiden wichtigen Protagonisten der Moderne und zeichnet nach, wie durch die gemeinsame Arbeit an der Kunst anstelle bloßer Stilkritik ein Weltdeutungsmodell entstand, das Kubismus und Surrealismus, radikale Vision und das Postulat klassischer Meisterschaft miteinander verband.