Wer jemals Hanns Dieter Hüsch erlebte, glaubte ihn wieder vor sich zu haben. Aber es war Andreas Hutzel, der im Jungen Studio des Lübecker Theaters nicht einmal in eine Maske schlüpfen musste. Mit einer Brille saß er da, ebenso hager und mit scharfen Falten im Gesicht wie der, den er vor 20 Jahren oder mehr bei einem Auftritt in seiner Heimatstadt Schorndorf erlebte und zu verehren lernte.
„Carmina“ nennt das Theater Lübeck seinen Abend zur Spielzeiteröffnung (9. September 2017). Unter diesem Titel werden zwei Werke sehr unterschiedlicher Art zu einem Abend zusammengefügt: Claudio Monteverdis „Il combattimento di Tancredi e Clorinda“ und Carl Orffs „Carmina Burana“.
Als Kinder sangen wir: „Unlängst schrieb ich eine Oper, die war in der Tat ganz proper, denn schon in der Ouvertür kam die schöne Arie für: ...“ „Ganz proper“ wäre hier das Understatement schlechthin: Von Beginn an sind wir ganz hingerissen und, wie es den Anschein hat, mit uns das gesamte Publikum im voll besetzten Hafenschuppen C am Kai!
„Jugend kulturell“, ein Markenzeichen für frische, oft ungewöhnliche Auftritte von jungen Künstlern aus den Bereichen Musik und Darstellende Kunst, hat sich in 35 Jahren sehr gewandelt.
Dies war der Opernabend, an dem einem die Meinung der einmaligen Christa Ludwig in den Sinn kommt: Sie behauptet, selten Neuinszenierungen der Oper zu besuchen, weil beim heutigen modern gewordenen Regietheater nur noch die Musik den Komponisten ausweist.
Was macht ein Mann, der gerade keinen festen Job hat, dessen Frau nach der Geburt des ersten Babys ihr Studium beenden will? Er beschließt: Ich erziehe die kleine Tochter; ich gehe in Elternzeit. Elternzeit bei der Frau scheint normal, ist akzeptiert, wird vielleicht sogar erwartet. Ein Papa in Elternzeit – das ist selten, gibt neue Erfahrungen und jede Menge Aufregung. Natürlich auch Spaß.
Was zunächst im März unter „Bob Dylan – No Direction Home“ als Sonderveranstaltung gegeben wurde, kam so gut an, dass man sich „wegen großer Nachfrage“ entschied, den Abend zu Ehren des jüngsten Nobelpreisträgers noch mehrmals zu geben. Als Quasi-Premiere dieser neuen Reihe empfahl sich der 24. Mai, Dylans Geburtstag. 76 ist er geworden. Geboren wurde er in Duluth, Minnesota, bekanntlich als Robert Allen Zimmerman.
Historienschinken müssen nicht teuer sein. Das wussten schon die, die König Artus‘ Abenteuer 1975 verfilmten und Ritter zu Fuß durch die Geschichte und halb um die Welt stapfen ließen. Und so trabte oder galoppierte der Knappe wie der Edle des Budgets wegen auf eigenen zwei Beinen, damals über die Leinwand und jetzt in Lübeck über die Bretter, die die Welt bedeuten.
„Honig im Kopf“ heißt die Geschichte um Amandus Rosenbach und seine Enkelin Tilda und sie ist sattsam bekannt. Til Schweiger lockte als Drehbuchautor (zusammen mit Hilly Martinek), Regisseur und Produzent und vor allem mit seinen Hauptdarstellern, Dieter Hallervorden als dementer Großvater Amandus und Emma Schweiger als Enkelin Tilda, sieben Millionen Besucher in die Kinos.
Dem Theater Lübeck ist mit Georg Friedrich Händels „Ariodante“ eine packende Inszenierung gelungen, beachtlich für ein Theater, das finanziell zu kämpfen hat und dennoch sein Publikum außergewöhnlich begeistert. Es ist ein Haus, das sich nicht leisten kann, nur die historische Aufführungspraxis zu bedienen. Es muss seine Zuschauer auf breiterer Basis locken.