Orientzalisches Teezelt, Foto: (c) Christiane Schröder

Geschichtserlebnisraum Roter Hahn
Mittelalterliches Sommerfest der Superlative

Unglaubliche 3000 Menschen bummelten durch Raum und Zeit des 19. mittelalterlichen Sommerfestes. Mehr als jemals zuvor.

Wie in geheimer Absprache waren sie gut verteilt bei Bogenschießen, Wipp-Drechselbank, Filzkunst und Zinnguss anzutreffen. Andere beobachteten gebannt die Schwert- und Axtkämpfe oder ließen sich im Tretkran in die Lüfte heben. Von dort oben schweift der Blick weit hinaus über das Kaufmannshaus und Glockenturm bis zum Horizont der Zelte von Hansevolk und Heimdalls schallenden Hörnern.

Von Birkenpech und Filzkunst, von Glasperlenproduktion oder Lederbeutelproduktion, von Farbrezepturen und Webkunst weiß der Besucher später zu erzählen. Auch konnten alle in der Druckerei Kunde geben von ihrer Meinung und Bedeutung, die sie dem Geschichtserlebnisraum beimessen.

Ein Novum war in diesem Jahr das orientalische Teezelt. Jedes Mal, wenn die Pferdekutsche an dem vielfarbigen und gemütlichen Ort vorbeirollte, wirbelte sie eine Staubwolke auf. Dann kam Sahara-Atmosphäre auf in der nach Zimt und Kardamom duftenden Oase der Ruhe. Hier fand der müde Festbesucher marokkanischen Nanaminztee und selbstgebackene arabische Küchlein.

Leuchtendes Mittelalter - Die neue Bemalung von St. Nicolai, Foto: (c) Christiane SchröderLeuchtendes Mittelalter - Die neue Bemalung von St. Nicolai, Foto: (c) Christiane Schröder

Erstmals zu sehen waren auch die in mittelalterlicher Meisterkunst erstellten Bildtafeln biblischer Themen von dem Künstler Felix Karweick. Das fast ein Jahr andauernde Projekt – leuchtendes Mittelalter – wurde mit 20.000 Euro von der Sparkassenstiftung Lübeck gefördert. Viele Besucher verweilten dort auf Liegestühlen, die Augen auf die Strahlkraft der farbigen Motive unter der Kirchendecke von St. Nicolai gerichtet.

Gegenüber im Kaufmannshaus waren indes Miniaturwelten legendärer Schlachten und Figuren der Geschichte auf großen Toporamen aufgebaut, die das Herz mancher Sammler zum Stolpern brachte. An der Station des Hansemuseums schließlich lernten die Kinder Briefe aus Büttenpapier zu falten und mit Siegellack zu schließen. Aus dem Augenwinkel sieht man den roten Hahn vorbeistolzieren auf seinem Weg zum Waffelstand. Wenn er sich gestärkt hat, wird er die Menschen beäugen und Scherze machen.

Brief und Siegel, Foto: (c) Christiane SchröderBrief und Siegel, Foto: (c) Christiane Schröder

Für das Team des Geschichtserlebnisraumes bedeutet dieses Fest im Format eines Stadtfestes nebst der Planung eine Woche Auf- und Abbau, zahllose Planungsstunden. Nun genießt das Team einen Tag Ruhe bis zum Regelbetrieb.

Es ist, wie Grönemeyer postuliert: "Es ist okay, es tut gleichmäßig weh …" – Alle Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen – das Klostervolk – sind sehr müde und zufrieden!

Am 3. September-Wochenende (29.-30.09) erlebt das Gelände wieder ein Kulturwochenende mit Grundsteinlegung des lang erwarteten Klosterbaues. Bis dahin sind alle wieder fit.

Christiane Schröder
Christiane Schröder
Christiane Schröder ist studierte Fotografin und Kunstpädagogin. Sie arbeitet im Geschichtserlebnisraum und als Freiberufliche Künstlerin an einzelnen Projekten.

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