875 Jahre Lübeck
Verpasste Chancen

Habe ich da eventuell etwas übersehen? Lübeck feiert 875-jähriges Jubiläum und verpasst eine riesige Chance der Selbstprofilierung.

Nicht nur die Ostseeküste feiert seit 2011 am ersten Samstag im Mai den Weltfischbrötchentag. Flensburg, Eckernförde, Kiel, Laboe, Neustadt, auch Eutin würdigt die maritime Delikatesse, und Lübeck ist nicht dabei? Auch nicht Lübecks schönste Tochter Travemünde? Das Fischbrötchen muss angemessen befeiert werden. Was ist dagegen schon der UNO World Ocean Day Anfang Juni? Oder hat man sich in Lübeck zu einer moralisch hochstehenden Einstellung durchgerungen: Wir kümmern uns lieber um den Plastikmüll in den Weltmeeren, auch in der Ostsee? In diesen Zeiten kann man doch nicht „Plastikfische“ feiern, auch wenn sie im Brötchen verpackt sind. Nein, Lübeck meint es nicht gut mit den Fischbrötchen. Über 50 Jahre „Fischhütte“ an der Drehbrücke, fernsehkrimitauglich zur Prime Time des Öffentlich-Rechtlichen, und nun: Existenz zwar gesichert, aber nur reduziertes Fischprogramm am Lindenplatz.

Ein normales Lübecker Fischbrötchen.Ein normales Lübecker Fischbrötchen.

Was hat Lübeck, was habe ich nun nicht alles verpasst! Ich konnte keinen Stempel im Weltfischbrötchenpass erhalten. Weltfischbrötchen konnte ich nicht fotografieren. Was wäre nicht alles möglich gewesen? Im Lübecker Bermudadreieck (Pfaffenstraße – Breite Straße – Beckergrube) entwickeln Gastronomen das Fischbrötchen weiter zum Bürger-Burger-Format, denkbar auch als zusammengeklappte Pizza. Lübecks Lyriker hätten das Fischbrötchen hymnisch besingen können. Statt Veggi-Tag in Kantinen und Schulmensen: nur Weltfischbrötchen. Fischbrötchenwettessen auf dem Marktplatz: Wer schafft die meisten Fischbrötchen in fünf Minuten? 1. Preis: Wöchentlich ein Fischbrötchen über die Verrentung hinaus. Universität Lübeck: Vortragsreihe „Das Fischbrötchen in medizinhistorischer Hinsicht und sein Einfluss auf den Body Mass Index.“ Es gäbe so viel!

Nur ein Gedanke beschäftigt mich nachhaltig und macht mir Sorgen: Ich weiß bis heute nicht, was ein „Weltfisch“ ist, der am „Brötchentag“ gefeiert wird. In welchen Meeren mag er leben? Ist er bedroht und müsste geschützt werden? Wer weiß mehr? Ich fordere eine Expertenkommission.

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Kommentare  

# WeltfischbrötchentagSebastian Büttner (12.07.2018, 22:34)
Liebe Josepha Enigmatter,
ich bin berührt, ja geradezu gekitzelt. Aus Schmunzeln wurde Lachen und ich bin überglücklich, Ihnen des Rätsels Lösung anzubieten: Der Weltfisch ist natürlich der Hering! Genauer: der Matjes. Ich melde mich freiwillig in die von Ihnen zu Recht geforderte Expertenkommission. Aber Achtung: ich bin voreingenommen! Das Matjesbrötchen der Fischkiste finde ich prima, noch besser das in der Lübschen Schut - und am allerbesten fand ich das Rotspon-Matjesbrötchen im SOFA. Der einzige Haken an dieser Angel ist, dass letzteres bisher nur zum HanseKulturFestival verfügbar war, weil dieser neue Stadtteil-Treffpunkt im Aegidienviertel noch immer keine regelmäßigen Öffnungszeiten hat. Liegt es an bürokratischen Hürden der gemeinnützigen GmbH-Anmeldung? Oder an der fehlenden Matjes-Versorgung?
Wie auch immer: Die erste Sitzung der Expertenkommission soll im SOFA stattfinden, mit Weltfisch-Brötchen für alle!
Herzliche Grüße, Sebastian Büttner

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