Günter macht sich wichtig
Frauen sind anders – Teil 1: Einkaufen

Männer gehen einkaufen, wenn sie etwas brauchen. Die Hose ist kaputt oder passt nicht mehr? Schon wird der Kauf einer neuen Hose geplant.

Nun ist das aber nicht so einfach, schließlich kann Mann ja auch trotzdem noch die alte Hose benutzen, es eilt also nicht. Erst wenn es gar nicht mehr geht, wird die Neue gekauft. Bei mir ist es noch schlimmer, solange meine Frau mich an mein Hosendefizit erinnern würde, zum Beispiel in einem Hosengeschäft, kommt es nicht in Frage, eine solche zu erwerben, ich wäre einfach nicht in der Stimmung.

Es bedarf bei mir einer besonderen Art von Ausgeglichenheit, um in Kauflaune zu geraten. In diese gelange ich in der Regel auch nur, wenn ich alleine unterwegs bin. Da ich aber alleine nur widerwillig Bekleidungsgeschäfte betrete, wird das Ganze sehr schwierig. Hinzu kommt mein Problem, dass ich bei fast allen meinen Kleidungsstücken komische Zwischengrößen trage, die es nur selten gibt. Daher bin ich meistens schon negativ voreingestellt, wenn ich ein Geschäft betrete, leider gibt mir die Erfahrung aber Recht.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in meiner Kindheit zu schnell gewachsen bin. Ich habe die innere Einstellung eines 28-jährigen Spieljungen, bin aber gefangen im Körper eines 48-jährigen Möbelpackers. Ich denke, jetzt können Sie mein Problem verstehen; ich möchte Mode für 28-Jährige kaufen und anwenden, muss mich dazu nach ganz unten in den Regalen wühlen, um meine Größe zu finden. Dass ich dabei oft frustriert den Laden verlasse, können Sie sich vorstellen. Aus lauter Selbstverleugnung vergesse ich auch regelmäßig meine Größen und muss peinliche Anproben über mich ergehen lassen.

Einen mächtigen Schritt in Richtung meiner modischen Endlösung habe ich getan, als ich die Farbe Schwarz für mich als absolute Basis definiert habe. Sie ahnen gar nicht wie leicht es mir seit dem fällt, die Farbauswahl am Kleiderschrank zu treffen, eine schwarze Hose, ein schwarzes T-Shirt – fertig ist der Existenzialist.

Natürlich musste ich alle meine bunten Kleidungsstücke aus dem Schrank entfernen. Ich sage Ihnen, es bleibt nicht viel übrig, wenn schon Dunkelgrau durch das Raster fällt. Alles ist jedoch nicht schwarz, im Businessbereich gibt es auch noch Weiß und einige bunte Krawatten, denn merke: Je schlechter man vorbereitet ist oder je weniger man zu sagen hat, desto bunter ist die Krawatte zu wählen (BWL; erste Vorlesung „Wie verkaufe ich mein Unwissen?“).

Sie sehen also, alles was bei Frauen einfach ist, ist bei Männern sehr kompliziert. Wir können nicht einfach jederzeit einkaufen, oft sind wir nicht einmal in der Lage, uns in einem Laden umzuschauen, ohne eine Lebenskrise zu bekommen.

Haben Sie also bitte Mitleid mit uns! (zumindest mit mir)

Günter Knubbe
Günter Knubbe
wurde 1964 in Bad Oldesloe geboren. Mit Lübeck verbindet ihn sein Studium der Biomedizintechnik an der FH und 8 Jahre, die er in der Hansestadt wohnte. Heute ist er im Verkauf von Produkten für die Medizintechnik tätig und lebt mit seiner Frau seit 1996 wieder in Bad Oldesloe. Seine Kolumne schreibt er aus therapeutischen Gründen, um zu verhindern, dass er im echten Leben ein alter Grantel wird.

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