Steven Isserlis, Foto: (c) Satoshi Aoyagi

Das Schumann-Festival im SHMF
In der Lübecker MuK glänzte der Cellist Steven Isserlis

An drei aufeinander folgenden Tagen feierte das SHMF mit aller Wucht ausschließlich Werke des diesjährigen im Zentrum stehenden Komponisten Robert Schumann.

Es bot an drei verschiedenen Spielorten neben Ouvertüren, Cello- und Hörnerkonzert alle vier Sinfonien durchgehend mit der aktuell auf Schumann-Stücke spezialisierten Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und ihrem estnischen Dirigenten Paavo Järvi. Die Serie begann in Lübeck und setzte sich in Kiel und Rendsburg fort.

Der erste Schumann-Abend in Lübeck steuerte nach der aufwühlenden Ouvertüre zu "Die Braut von Messina" mit dem "Cellokonzert a-Moll op. 129" auf einen außergewöhnlichen Höhepunkt zu. Robert Schumann schuf dieses Werk 1850 unmittelbar vor Ausbruch einer Phase seiner Schwermütigkeit, die Uraufführung erfolgte lange nach seinem Tod erst im Jahre 1937. Hier in Lübeck brillierte mit diesem Konzert einer der besten Cello-Solisten gemeinsam mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen.

Steven Isserlis signiert nach dem Konzert CD's, Foto: Hildegard PrzybylaSteven Isserlis signiert nach dem Konzert CD's, Foto: Hildegard PrzybylaDer Brite Steven Isserlis setzte mit seinem Cello völlig neue Maßstäbe in der MuK, indem er mit spürbarer Freude und Leichtigkeit alle schwierigen Passagen und Tempowechsel meisterte. Er ist ein absoluter Weltklassesolist und wirkte dabei mit seiner Red-Zeppelin-Frisur äußerst unkompliziert. Er vermochte makellos differenziert zu spielen und ließ sein Instrument auch in den sperrigsten Momenten wunderbar harmonisch klingen. Er schien mit seiner Stradivari eng verschmolzen zu sein, wie insbesondere in den leisen Tönen zu spüren war. Fließend leicht wurde er meisterhaft von der Bremer Kammerphilharmonie begleitet. Als Zugabe zelebrierte er eine persönliche Improvisation des katalanischen Volksliedes "Song of the Birds", gekonnt pianissimo, geradezu intim. Der Applaus war groß, schelmisch verabschiedete sich der Künstler mit einer Verneigung seines Stradivari-Cellos.

Nach der Pause dirigierte Paavo Järvi Schumanns zweite Sinfonie. Er stellte mit seinem Orchester die melodiösen Elemente heraus, wusste aber auch mit der bipolaren Zerrissenheit im Auf und Ab zwischen Scherzo und wilden Stimmungsausbrüchen klar zu jonglieren. Das ergriffene Festivalpublikum spendete jeweils nach den ersten beiden Sätzen schon Applaus. Im letzten langsamen Satz kamen der Dirigent und das ihm treu folgende Orchester der ambivalenten Dimension dieser Sinfonie besonders nahe. Für den tosenden Beifall bedankten sich die Musiker mit einem hierzu passenden Stück von Sibelius, dem "Valse triste".


Sie haben keine Berechtigung hier einen Kommentar zu schreiben.