Dorothee Bienert und Milena Juhl, Foto: Susanne Birck

Benefizkonzert von LMN für Live Music Now
Was hätte Beethoven wohl gesagt?

LMN, das ist vielleicht für viele ein geheimnisvolles Kürzel. Löst man es auf, erklärt es sich auch nicht von selbst: Für „Live Music Now“ steht es, müsste vielleicht noch erweitert werden zu Live Music Now And Everywhere.

Denn so ließe sich die Leitidee des großen Geigers und Idealisten Yehudi Menuhin kurz umschreiben, lebendig gespielte Musik, vornehmlich klassische, überall heranzubringen an Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen die Kraft nicht erfahren können, die in Musik steckt. Kranke oder Leidende in Hospizen oder Hospitälern oder auf isolierten Stationen, Kinder in Heimen oder in Kindergärten gehören dazu, auch streng Verwahrte in Kliniken oder in Haftanstalten. Das hat zwei Gesichter, das der Hörenden, für die die Musik zu einem besonderen Erlebnis werden kann, und das derer, die diese Musik an ungewöhnlichen Orten und vor einem ungewöhnlichen Publikum ausführen. Junge und sehr gut ausgebildete Musiker sollen es sein, die sich damit einer ganz besonderen Aufgabe stellen. Sie kann in einem ganz besonderen Maße ihrer eigenen Erfahrung am Anfang eines Berufsweges dienlich sein.

Daniel Arias Arrieta, Foto: Susanne BirckDaniel Arias Arrieta, Foto: Susanne BirckIn Lübeck kümmert sich eine Sektion mit einem dreiköpfigen Vorstand unter dem derzeitigen Vorsitz von Dr. Hiltrud Trautwein, elf Helfern und neun Professoren der Musikhochschule um die etwa 70 Musiker in unterschiedlichsten Ensembles und organisiert die 80 bis 90 Konzerte in Lübeck, Ostholstein und Lauenburg. Zweimal im Jahr treten einzelne der jungen Ensembles in einem Benefizkonzert auf, um für Bekanntheit der Idee und für Spendenmittel zu werben, so am Sonntag, d. 18. Juni 2017. Das Hotel A-Rosa in Travemünde hatte seinen großen Saal zur Verfügung gestellt, in dem neun der jungen Musiker in fünf Formationen ihr begeisterndes Können zeigten.

Die aus Südkorea stammende Geigerin Yoo Jung Oh und ihre Landsmännin Hyelee Clara Chang am Klavier starteten ein auf Sommer und Fröhlichkeit ausgerichtetes Programm. Es begann mit dem ersten Satz von Beethovens „Frühlingssonate“ und brachte als Dank für den großen Beifall als Zugabe einen Tanz von Modest Mussorgsky. Die Oldenburgerin Dorothee Bienert, Sopran, und die Dithmarscherin Milena Juhl, Mezzosopran, sangen romantische Duette von Felix Mendelssohn Bartholdy, Léo Delibes und Robert Schumann. Maiglöckchen, Jasmin und der Rosenbusch hatten die Komponisten inspiriert, bevor Johannes Brahms mit seinen zwei Duetten aus op. 20 elegischere Töne benötigte. Mikkel Møller Sørensen begleitete sehr einfühlsam. Das Duo ARIA mit dem Venezolaner Daniel Arias Arrieta (Violoncello) und noch einmal Hyelee Clara Chang (Klavier) entführten nach Argentinien. Ihr „Le Grand Tango“ von Astor Piazolla riss das Publikum durch Klang und Intensität mit. Zwei Zugaben (David Popper und noch einmal Piazolla) wurden gern gehört.

Hyelee Clara Chang, Foto: Susanne BirckHyelee Clara Chang, Foto: Susanne Birck

Im letzten Teil war Oper angesagt. Zunächst sangen Dorothee Bienert und Milena Juhl aus Jacques Offenbachs „Les contes d’Hoffmann“ die Barcarole, bevor sie mit dem „Duetto buffo di due gatti“ mit Gefauche und Krallen aufeinander losgingen. Ob der köstliche Spaß nun Rossini oder irgendeinem anderen zuzuschreiben ist, mag anderswo entschieden werden. Die beiden bewiesen wie jüngst in den „Gefährlichen Liebschaften“ darstellerisches Vermögen, dort mit dem Florett, hier mit hinreißendem Gemauze. Auch das Duo Ramona Katzenberger (Klarinette) und Jelisaveta Vasiljeva (Klavier) widmeten sich der Oper einer Konzertfantasie, zu der Luigi Bassi sich durch Themen aus dem „Rigoletto“ anregen ließ. Grandios war das Können und die Spiellust dieser beiden Musikerinnen, die mit zwei Sätzen aus Darius Milhauds „Scaramouche“ einen großartigen Schlusspunkt setzten, bis Hyelee Clara Chang und Jelisaveta Vasiljeva mit „Elises Boogie Coming Out“ (Wolfgang Wierzyk) vierhändig auf den Anfangskomponisten Beethoven zurückkamen.

Es war ein grandioser Erfolg!

Arndt Voß
Aufgewachsen in Neumünster, in Lübeck seit 1959. Studium in Kiel und Hamburg (Musik- und Literaturwissenschaft). Ständige Mitarbeit an den Lübeckischen Blättern von 1974 bis 2014, Berichte und Kritiken darüber hinaus in einigen anderen Organen. Schwerpunktthemen: Musiktheater, Schauspiel, Konzerte.

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