Oliver Pötzsch
Die Henkerstochter und das Spiel des Todes

Der Münchner Autor Oliver Pötzsch veröffentlicht mit seinem neuesten historischen Roman: Die Henkerstochter und das Spiel des Todes seinen sechsten Roman der Reihe um den bärbeißigen Henker Jakob Kuisl und seine Familie. Der vorliegende Band spielt wie die letzten Geschichten wieder in Bayern, diesmal in Oberammergau, einem kleinen beschaulichen Bergdorf mit vielen verschrobenen Bewohnern und dunklen Geheimnissen.

Im Jahre 1670, zum Zeitpunkt der Geschichte, also im späten Mittelalter, auch 22 Jahre nach dem großen 30-jährigen Krieg, herrschen noch immer der Adel und der Klerus über die einfachen Menschen. Doch die ersten Städte gehen die ersten Schritte in ein neues Zeitalter. Kaufmänner und Handwerker bilden eine starke Gesellschaft mit ihrem Zusammenschluss zu Zünften und Kammern. Es gibt Schulen, Universitäten, die entsprechende Bildung und Talent fördern.

Doch jenseits dieser wachsenden Metropolen, in kleinen Dörfern und Gemeinden, bilden die Religion und die Tradition den Grundstein für ein zumeist friedliches Zusammenleben - hinzu noch Aberglauben, Mythen und Legenden, die das Leben unmittelbar beeinflussen. Oliver Pötzsch lässt auch hier durch perfekte Recherche die Leser großen Anteil nehmen, die Lebensweise der Menschen in dieser Epoche nachzuempfinden. Das Passionsspiel in Oberammergau, das alle zehn Jahre und noch bis heute aufgeführt wird, bildet den Pfeiler dieser Geschichte.

Blutige Ritualmorde verängstigen die Menschen und Oliver Pötzsch lässt seinen Henker Jakob Kuisl und seinen Schwiegersohn Simon ermitteln. Die Handlung ist durchweg spannend und verwebt sich gekonnt mit einigen Nebengeschichten und Schauplätzen, die Überraschungen bereithalten. Interessant auch, dass der sturschädelige Jakob Kuisl durchaus unter Druck gesetzt werden kann und ja, auch die noch stureren Bewohner des Gebirgsdorfes verlangen viel Geduld. Natürlich spielt auch die Henkerstochter Magdalena eine tragende Rolle, doch die befasst sich weniger mit den Morden als mit den naiven Aktionen ihrer jüngeren Schwester.

Die Story, die auf knappen 640 Seiten erzählt wird, garantiert großartige Unterhaltung. Nicht nur durch die anhaltende Spannung, sondern auch durch informative historische Elemente überzeugt der Roman.

Oliver Pötzsch lässt seine Figuren in seiner Henkersreihe einige Abenteuer (über)leben, und ich finde es fantastisch, dass der Autor seine Charaktere weiter entwickelt. Sie werden älter, verändern ihre familiäre und soziale Position, bekommen Kinder, erleiden persönliche Verluste – hier herrscht kein Stillstand. Das Leben ist Veränderung und diese Entwicklungen sind lobenswert. Die Helden sind keine unrealistischen, überzeichneten Figuren, sondern sie menscheln vortrefflich.

Als historischer Roman erfüllt er alles, was man sich ggf. erwünscht. Oliver Pötzsch, selbst ein direkter Nachfahre dieser Henkersdynastie, legt viel Wert auf Detailreichtum und recherchiert nicht nur vom heimischen Schreibtisch aus. Im Nachwort lädt der Autor den Leser zu einer Schauplatztour ein. Für den regionalen Leser sicherlich eine Option mit Entdeckungsfaktor.

Die Henkerstochter und das Spiel des Todes ist ein perfekter historischer Kriminalroman und Jakob Kuisl und Co. entwickeln sich zu einem aktuellen literarischen Kulturgut.

Lassen Sie sich entführen in die bayrische Bergwelt, mit ihren Legenden und sturen Bewohnern. Sie werden garantiert nicht enttäuscht sein.

Oliver Pötzsch: Die Henkerstochter und das Spiel des Todes, Ullstein Taschenbuch, 15. Januar 2016, 656 Seiten

Das Buch ist u.a. in den Lübecker Buchhandlungen BuchfinkArno AdlerLangenkamp und maKULaTUR erhältlich.

 

 


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