Dienstag, 13. Mai 2014

Friedrich-Wilhelm Seinsche - Teil 2

Dienstag, 13. Mai 2014

Am Schellbruch 40, Haus Rauert, nach Osten, Architekt: Friedrich-Wilhelm Seinsche. Nach dem Richtfest 1950

Am Schellbruch 40, nach Nordosten, Architekt: Friedrich-Wilhelm Seinsche. Im Vordergrund ein Bauarbeiter. Der Rohbau stand im Sommer 1950 monatelang still und mehr als einmal unter Wasser, weil die Bauarbeiter landesweit für höhere Löhne streikten.

Seinsche im Kreise von Kollegen des Bauplanungsamtes, um 1960. Der Architekt trug in der Brusttasche seines weißen Zeichenkittels meist ein Etui mit 5 Tuschzeichnern in verschiedenen Linienstärken.

Der BMW 502 „Barockengel“ wurde bis 1964 gebaut, Seinsche aber fuhr Modelle in weinrot, silber, grün, blau, und grau und dem Nummernschild „HL – A 100“ bis 1972, als im Winter diese Aufnahme entstand. Da der Unterhalt des V 8 zu teuer wurde, stieg der Architekt auf einen weißen BMW 2800 mit 6 Zylindern um, der ihm aber kein Glück brachte: 1974 erlitt er damit in der DDR einen schweren Unfall.

Seinsches letzte große Arbeit steht vor der Vollendung: Einladungskarte zur Richtfestfeier der zentralen Hochschulbibliothek am 16. Oktober 1975.

Wegen seines zuletzt sichtbaren Verfalls, und das in exponierter Lage, geriet der sogenannte „Südriegel“ an der Südseite des Lübecker Marktes in den 2000er Jahren immer stärker in die Kritik. 2007 sollte er im Rahmen einer Umgestaltung des Marktes sogar abgerissen werden. Dabei ist offenbar in Vergessenheit geraten, was sein Erbauer im Blick hatte: Der gestreckte Bau, hier durch die Fenster des „neuen Haerder“ fotografiert, ist mit seinen Baustoffen, seinen Backsteingiebeln, seiner Wandelarkade und seiner Dachgaubenreihe ein in eine moderne Kaufhausform übersetztes Zitat des Langen Hauses oder „Dantzelhus“ des Rathauses. Die Dachgauben wurden bei der Sanierung des Gebäudes trotz der Hinweise des Autors vom Bauherrn, den Brüdern Junge, entfernt.

Der Grundstein zur zentralen Hochschulbibliothek wurde gelegt. Von links: Stadtpräsident Gerhard Gaul (CDU), Kultusminister Prof. Walter Braun (CDU), Ministerpräsident Dr. Gerhard Stoltenberg, MHL-Rektor Prof. Friedhelm Oberheuser, Bürgermeister Werner Kock (SPD), Senator Volker Kaske (CDU), Architekt Fred Seinsche (im weißen Mantel)

Der „Architekt des Wiederaufbaus von Lübeck“ konnte sich nur wenige Wochen seines verdienten Ruhestandes erfreuen. Er verstarb unerwartet am 30. Juli 1977.