Das Lübecker Günter Grass-Haus richtet am Freitag und Samstag, 12. und 13. Januar, ein zweitägiges Forschungskolloquium zu „Aus dem Tagebuch einer Schnecke“ von Günter Grass aus. Obwohl das Buch als Schlüsselwerk von Günter Grass angesehen werden kann, ist es in der Öffentlichkeit in Vergessenheit geraten. Entsprechend ist der 1972 publizierte Text, den Grass selbst keiner literarischen Gattung unterordnen wollte, noch lange nicht wissenschaftlich in all seinen Facetten erschlossen. Im Sinne des fachübergreifenden Konzepts des Günter Grass-Hauses bildet das Kolloquium den Rahmen einer interdisziplinären Auseinandersetzung, die sich dem Werk in Vorträgen, Lesungen und Diskussionen nähert.
„Aus dem Tagebuch einer Schnecke“ entsteht zwischen 1969 und 1972 und gilt als Zeitzeugnis des Bundestagswahlkampfs von Willy Brandt, den Günter Grass aktiv unterstützte. Der Ich-Erzähler stellt sich literarisch sowohl als Wahlkämpfer als auch Familienvater dar, der die vielen Reisen mit dem Familienleben zu vereinbaren und seinen Angehörigen zu erklären hat. Erstmals taucht im Werk von Günter Grass eine Ich-Figur auf, die sich stark am realen Autor orientiert. Im fiktiven Dialog mit seinen Kindern entfaltet sich zudem eine besonders wichtige Ebene des Buchs, die der Vertreibung und Vernichtung der Danziger Juden in der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet ist. Darüber hinaus reflektiert Grass Ansichten über Albrecht Dürers Bild Melencolia I.
Programm
Samstag, 13. Januar 2018
10:30 bis 10:50 Uhr
Vortrag von Viktoria Krason
„Aus dem Tagebuch einer Schnecke und die bildende Kunst“
11 bis 11:20 Uhr
Vortrag von Anselm Weyer
„‘Die Kinder sollen das auch mögen‘. Ernährung und Politik in Günter Grass’ Aus dem Tagebuch einer Schnecke“
11:30 bis 12 Uhr
Diskussion
12 bis 13 Uhr
Pause
13 bis 13:20 Uhr
Vortrag von Rolf Füllmann
„Appelle an die Vernunft. Die deutschen Literaturnobelpreisträger Thomas Mann und Günter Grass als ‚Wanderprediger der Demokratie‘“
13:30 bis 13:50 Uhr
Vortrag von Jörg-Philipp Thomsa
„‘Ich werde jetzt provokativ und grüße meine Kameraden von der SS!‘ Die Figur ‚Augst‘.“
14 bis 14:30 Uhr
Diskussion
14:30 bis 15:30 Uhr
Pause
15:30 Uhr
Führung des Architekten Thomas Schröder-Berkentien durch die Lübecker Synagoge, St. Annen Str. 13
Den Tagungsflyer erhalten Sie im Günter Grass-Haus.
Mit freundlicher Unterstützung des Arbeitskreises selbständiger Kulturinstitute (AsKi), des Freundeskreises Günter Grass-Haus und des Radisson Blu Senator Hotels
(c) Günter und Ute Grass Stiftung / Steidl Verlag