Leroy Jönsson und Alex Szustak

Die "K" kam mit tollen Musik-Acts und interessantem Kultur-Talk

Vor zwei Jahren fand bereits die Premiere dieser Veranstaltung statt, die auf unterhaltsame Art den kulturpolitischen Austausch in der Stadt anregte. Auch in diesem Jahr, bei der zweiten Veranstaltung unter dem Motto mit dem „K“, kamen trotz des kalten Spätsommerwetters einige hundert Lübecker, um zu beweisen: Lübecks Kultur ist entscheidend für die Lebensqualität in dieser Stadt.

Das „K“ im Titel der Veranstaltung steht für Kunst, Kultur und Kreativität. Letzten Samstag, 3. September, trafen sich Kulturschaffende, Kulturförderer und Kulturfreunde auf der Dachterrasse des Europäischen Hansemuseums und des Burghofes, um kulturelle Darbietungen zu genießen und auch aktiv den Kulturdialog zu beleben. Dazu wurde ein exquisites Unterhaltungsprogramm geboten. Musik, Talk, Theater, Poetry Slam und eine pointenreiche Spontan-Kunstauktion gestalteten einen kurzweiligen Abend.

Jan Lindenau moderierte die Podiumsdiskussion mit Vertretern der Lübecker Kulturszene unter dem Thema: „Wie viel Raum braucht Kultur?“ Dr. Hans Wißkirchen, Direktor der „Kulturstiftung Hansestadt Lübeck/die LÜBECKER MUSEEN“, berichtete anhand eines persönlichen Erlebnisses von der Besonderheit der Familie Mann, welche den Ruf Lübecks international nachhaltig prägt. Lübecks kulturhistorische Schätze gelte es auch hinsichtlich der Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt 2025 ins rechte Licht zu rücken. Da braucht sich die sogenannte „Kulturstadt des Nordens“ (wie man weithin liest) nicht zu verstecken.

Ulrike Traub, Vorsitzende der Gemeinschaft Lübecker Künstler e.V., erzählte von ihren Erfahrungen der Jahresschau. Früher habe das Kulturforum Burgkloster den perfekten Rahmen für die Präsentation der künstlerischen Arbeiten geboten. Traub dankte mit diesen Worten den Verantwortlichen für das jahrelange Engagement. Zum zweiten Mal wird die Jahresschau der Lübecker Künstler ab dem 27. November in der Kunsthalle St. Annen stattfinden.

„Wieviel Raum braucht Kultur?“ - Podiumsdiskussion mit Hans Wißkirchen, Ulrike Traub, Jan Lindenau, Felicia Sternfeld, Thilo Gollan und Björn Engholm„Wieviel Raum braucht Kultur?“ - Podiumsdiskussion mit Hans Wißkirchen, Ulrike Traub, Jan Lindenau, Felicia Sternfeld, Thilo Gollan und Björn Engholm

Als Direktorin des Europäischen Hansemuseums stimmte Dr. Felicia Sternfeld auf verschiedene Kooperationen mit bedeutenden Museen ein, die in nächster Zeit in Lübeck zu sehen sein werden. Unter anderem berichtete sie von ihrem Besuch in Nowgorod, der ältesten Stadt Russlands. Birkenrinde spielt in dieser Stadt eine besondere Rolle. Baum und Alltagsdokumentation in Verbindung mit der Historie der Hanse werden Inhalt einer noch zu gestaltenden Ausstellung sein. Man darf gespannt sein.

Während man als Besucher der „K“ auf die Bühne der Dachterrasse blickte, sah man linkerhand jenseits der Trave die Gollan-Kulturwerft. Geschäftsführer und „Erfinder“ der Kulturwerft, Thilo Gollan, erzählte, wie es zur Idee der Umgestaltung der Werkshallen kam und wie diese heute als Kultur-Veranstaltungsort nutzbar sind. Ob man irgendwann einmal seinem Wunsch nachkommen wird, eine direkte Verkehrsanbindung zwischen der Kulturwerft und der Innenstadt zu schaffen (Brücke über die Trave?), bleibt abzuwarten.

Björn Engholm, Ministerpräsident a. D., diskutierte konzentriert und erfahren mit den anderen Podiumsteilnehmern über die kulturpolitische Zukunft Lübecks. Unter anderem äußerte er sich über Lübecks Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt im Jahr 2025. Er warnte davor, aus Begeisterung über die eigene Stadt mit den Händen in eine „heiße Suppe“ zu greifen und sich hinterher zu wundern, dass man sich verbrüht habe. Das Label „Europäische Kulturhauptstadt“ sei sehr groß und man tue gut daran, von den Erfahrungen anderer Städte zu lernen. Solch ein Titel sei zwar gut für Lübeck, aber finanziell seien es eben nicht nur ein paar Hunderttausende Euros, sondern schnell einige Millionen. Das solle doch gut überlegt werden.

Julian LebenderJulian Lebender

Lübeck, UNESCO-Weltkulturerbe. Unsere Stadt ist historisch wertvoll und zeitgenössisch lebendig durch Entscheidungen der Kulturpolitik, Engagement der Kulturhäuser und die vielseitige Kreativität der Kulturschaffenden. Der Aktionstag „Die K kommt“ resümierte und beleuchtete die Kulturszene der Stadt, besang deren Qualität und Vielfalt, gab einen kleinen Ausblick in die Zukunft. Die Stimmung war ausnehmend gut, die Anregungen der Aktionen wurden gern angenommen. Der SPD Arbeitskreis Kultur und das Kulturforum luden zu dieser Veranstaltung ein.

Schade, dass dieser Abend politisch einseitig wahrgenommen wurde. Die Lübecker Kulturpolitik und Kulturszene gehen uns alle etwas an, denn die Stadt lebt vom kulturhistorischen Erbe und wird belebt von den mannigfaltigen Ausdrucksformen der kreativen Köpfe. Man hätte sich wirklich gewünscht, dass sich mehr Bürger und Entscheidungsträger, überparteilich, und mehr Vertreter der Lübecker Kulturinstitutionen an dieser Veranstaltung beteiligen. Passend wäre auch gewesen, die Besucher in eine Diskussion einzubinden. Als Gast fragte man sich mitunter, wozu diese Veranstaltung neben dem Unterhaltungswert diente und was davon bleiben würde. Wird der angeregte kulturelle Dialog auf anderen Ebenen fortgeführt werden?

Eine kleine Kritik an der Veranstaltung sei noch gestattet: Lübeck hat eine Vielzahl phantastischer Musiker, man braucht keine Musiker aus Hamburg oder anderen Orten zu engagieren, um solch eine Veranstaltung aufzuwerten. (Obgleich die Darbietungen klasse waren, ganz besonders der erst 20-jährige Julian Lebender mit seiner Solo-Performance.) Wir sind schließlich eine Stadt, die reich an Kreativität, Kunst und Kultur ist. Wie auch der Titel der Veranstaltung besagt.


Fotos: (c) Susanne Birck


Kommentare  

# Die K kamUlla Leis (07.09.2016, 18:24)
Aus dem Bericht und den sehr guten Fotos schließe ich, dass es eine gelungene Veranstaltung war. Dass sie politisch ausgerichtet war, finde ich nicht negativ. Kultur sollte bei den Parteien viel mehr betont werden, denn an Kultur und am Interesse an Kultur mangelt es worldwide. Danke für den Bericht!

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