Wann ist man alt?

Ist man alt, wenn einen die Schmerzen plagen?
Wenn man häufig Namen und Daten vergisst?
Die Lieblingsspeisen drücken auf den Magen
und man in seiner Wohnung Gegenstände vermisst?
 
Die Jungen sagen dazu: „Das kennen wir auch!“
Ich aber meine: „Das kommt vom stressigen Leben!“
Goethe sagte schon: „Namen sind nur Schall und Rauch.“
Mit „Take it easy“ ließe sich schnell alles beheben.
 
Der Haushalt und das Einkaufen fordern immer mehr Kraft.
Durch lange Pausen geht es oft über Stunden.
Doch am Abend bin ich froh: Alles geschafft!
Und für Morgen plan' ich schon weitere Runden.
 
Es gibt auch Tage, da will mir gar nichts gelingen.
Der Kopf erteilt vergebens seine Befehle.
Dann lasse ich machtvolle Arien erklingen
oder Autogenes Training beruhigt meine Seele.
 
Laden mich unverhofft Freunde ein,
zögere ich wegen meiner chronischen Schmerzen.
Doch später beim Plausch und einem Glas Wein
vergesse ich sie und ertränk sie in Scherzen.
 
Was mich erfreut, ist ein Theaterbesuch,
gute Musik oder eine Fahrt in die Natur,
auch zu schreiben oder lesen ein gutes Buch
oder ein wenig zu spazieren durch Wald und Flur.
 
Ich bin dankbar, die Familie steht immer bereit.
Ein Sohn möchte mich schon im Rollstuhl schieben.
Das rührt mich, aber dazu bin ich noch nicht so weit.
Mir genügt der Rollator und so sind wir verblieben.
 
Bin ich nun alt? Der Kopf hat sich vom Körper getrennt.
Er ist jung geblieben. Darüber bin ich froh betroffen.
Der Körper ist alt, so dass der Kopf ihn nicht mehr kennt.
Drum zieh' ich jetzt den Vorhang zu und alle Fragen bleiben offen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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