Gitte Hænning, Foto: (c) Jim Rakete

Bravourös, umwerfend, kess – einfach Gitte

... und jodeln kann sie auch! In der Ankündigung durfte man sich auf „Meine Freunde, meine Helden, Ihre Gitte“ freuen. Nach ein paar Takten aus dem Off erscheint dann Gitte.

Dieses Mal hat sie auf ihr Ballonkleid verzichtet und es gegen Jeans und eine Art Frack eingetauscht. Gitte Hænning vergisst schnell ihr „flimmerndes Herz“ und hat das Publikum null Komma nichts eingefangen. Sie verkündet sofort, dass sie auf Althergebrachtes des musikalischen Sektors verzichtet und schwärmt sofort von Schweden und dem schwedischen Lied „In meiner Jugend“. Ein Song über eine verlorene Liebe, der die Frau auch noch in reiferen Jahren viel Gefühl und Hoffnung auf ein Wiedersehen entgegenbringt.

Gut, Gitte ist keine vierzig mehr, bootet aber viele dieser Altersgruppe aus. Ihre Stimme ist kraftvoll, was nicht nur am Verstärker liegt. Sie hat ein unheimliches Timing und sie scheint für den Jazz auserkoren. Wenn ihre Band und sie sich mit Cowboyhüten schmücken – mit ihrem Haar kann sie sich alles erlauben –, beginnt sie zu jodeln und – man ahnt es – begrüßt daraufhin den alten Cowboy, den sie immer noch als Mann haben möchte. Grandios!

Nach der Pause neu gewandet, bekennt sie „There`s no Business like Showbusiness“. Sie muss es wissen, steht sie doch von Kindesbeinen an auf der Bühne. Atemlos macht sie mit dem Lied von Rio Reiser „Für immer und dich“. Dann wirbelt sie erneut über die Bühne, dass es eine Freude ist, diese Frau ist zeitlos! Ihre Forderung „Ich will alles“ ist berechtigt. Sehr schön ihre Interpretation von „All of me“. Auch an Joan Baez knüpft sie mit „Blowin in the wind“ an.

Ihr zur Seite ihre einmaligen Kollegen, die Band. Mit Wolfgang Köhler am Klavier, Benedikt Reichenbach an der Gitarre, Thomas Alkier am Schlagzeug und Olaf Casimir am Kontrabass sie sind weitaus mehr als nur Begleitung.

Man möchte mehr von Gitte sehen und hören? Kann man: Am 7. Dezember ist die Wiederaufnahme von „Sunset Boulevard“. Ein Stück, in dem sie auf andere Facetten eingestellt ist.

Helga Rottmann
Helga Rottmann
Immer wieder musste der Großvater dem Kind "Kennst Du das Land, wo die Zitronen blüh'n" aus "Mignon" vorsingen. Das zielte auf ein Gesangsstudium. Dennoch der Wechsel zur schreibenden Zunft. 15 Jahre Kultur-Redakteurin bei einem Lübecker Blatt. Schreibt seit 2012 für "unser Lübeck". Schwerpunktthemen: Oper, Operette, Musical, SHMF.

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