Ralph Lange, Lidwina Wurth, Daniell Fourie, Zsuzsa Bereznai und Ulf Dressler

Ein Konzert des Ensembles Capella Ostinato im Rahmen der Lübecker Lauten Lust
Die leise Laute

Vielleicht erkennt man meisterliche Kunst daran, dass sie dem rein technischen Brillieren entwachsen ist? Sie muss sich nicht mehr beweisen, ist über das Technische erhaben. An diesem Abend kann sie sogar gleichzeitig zaubern und schmunzeln.

Sobald die Musik beginnt, ist man verzaubert von der feinen Zartheit der Lautenklänge, die etwas Besänftigendes, Friedliches haben. Das Erstaunliche an den Liedern des Elisabethanischen Zeitalters, die heute auf dem Programm stehen: Es geht oft um tragische Liebe, da rollen so manche Köpfe, aber die Musik hat nichts Schweres, Düsteres. Selbst Kummer und Schmerz klingen hier schön und warm. Die Musik dieser Zeit hat an ihrer Oberfläche im besten Sinne etwas Gefälliges – sie mag auch zugänglich sein für Ohren, die nicht klassisch geschult sind.

Ensemble Capella Ostinato im Lübecker BeichthausEnsemble Capella Ostinato im Lübecker Beichthaus

Die Laute ist wie Balsam für die Seele – sie könnte wohl keiner Fliege etwas zu Leide tun. Die Musiker spielen und singen brillant, dabei gibt ihr entspannter Humor das Gefühl, unter Freunden zu sein – da wird auch mal augenzwinkernd die unsinnige Google-Übersetzung eines Liedes vorgetragen. Tatsächlich wird viel gelacht während dieses Abends, aber eben auch andächtig und konzentriert gelauscht. Ein Gast meint, am liebsten wäre ihr, es würde gar nicht geklatscht – um diese wunderbaren, leisen Klänge nicht zu stören, die hier im Beichthaus so gut getragen werden.

Das Instrument Laute, so erfahren wir bei einer der kurzweiligen, interessanten Geschichten, die zu den Liedern erzählt werden, heißt nicht etwa so, weil sie laut ist. "al ud" heißt ganz einfach "aus Holz". Der Name stammt wie das Instrument selbst aus dem Orient – das sieht man auch an den geschnitzten, ornamentalen Rosetten in der Mitte des Corpus, der dem Schildkrötenpanzer nachempfunden ist. Übrigens gab es früher auch in Lübeck Lautenbauer – der letzte ist 1750 belegt.

Ralph LangeRalph LangeDass die Musiker wahrlich Zauberer sind, ist spätestens bewiesen, als sie heimliche Wünsche erhören. Einmal die Lauten pur hören, ohne Gesang – kaum hat man dies gedacht, schon treten die großartigen Sängerinnen zur Seite, um den Instrumentalisten für einen Moment die Bühne zu überlassen: Ulf Dressler, der sieben Instrumente mitgebracht hat, und Ralph Lange, der Gründer des Festivals (als Gast an der Harfe: Daniell Fourie). Die Sängerinnen Zsuzsa Bereznai und Lidwina Wurth singen mit feinstem, warmem Timbre, mit zartem, zurückgehaltenem Vibrato – ihre Stimmen klingen schön miteinander, ihre Artikulation ist perfekt. Vor allem bezaubern ihre leisen Töne und die reichen, feinmodulierten Melismen.

Ein außergewöhnlicher Abend („Come again, sweet love“, Sa., 10.06.2017) im ausverkauften Beichthaus des Burgklosters. Hochachtung für Ralph Lange, der dieses besondere Festival in die Welt gebracht hat. Als die weiblichen Gäste am Ausgang mit Rosen verabschiedet werden, endet ein Abend, der mit Liebe und großer Meisterschaft erfüllt war.

 


Fotos: (c) Soheyla Sadr

Das Festival endet diesen Sonntag.
Weitere Termine:

Lübecker Lauten Lust: Emma Kirkby
Lübecker Lauten Lust: "Ich liebe die Musik"
Lübecker Lauten Lust: Duo Pretiosa
Lübecker Lauten Lust: Ritter Rost


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