Kings of Convenience live in Hamburg
Leise und elbvielharmonisch

„Quiet ist the new loud”, so heißt das erste Album, das die beiden Norweger Erlend Øye und Eirik Glambeck Bøe 2001 herausbrachten. Mit dem Titel haben sie ihre Musik umschrieben. Die ruhigen Töne sind ihr Markenzeichen. Und dies brachten sie am 8. Mai 2017 auf die Bühne des großen Saals der Elbphilharmonie.

Oftmals hat ein Künstler auf seiner Tournee ein neu eingespieltes Album im Gepäck. Nicht jedoch die Kings of Convenience, deren neues Werk sich noch in der Entstehungsphase befindet. Die aktuelle Tour trägt zur Komplettierung bei, denn hier präsentieren die Kings of Convenience ihre neuen Songs und erhalten somit umgehend Resonanz und im besten Falle natürlich Applaus für ihr „Unrecorded record“, wie es bisher heißt.

Die sympathischen 41-Jährigen sehen aus wie die zwei netten Nachbarn von gegenüber und kennen sich seit dem Alter von 11 Jahren. Ihre mit leichten Folkelementen angehauchte Musik erinnert an Songs der 70er Jahre, beispielweise von Simon and Garfunkel oder America.

Kings of ConvenienceKings of Convenience

Über 2000 Zuschauer waren erschienen und der Konzertabend somit ausverkauft, was fast erstaunt, denn bisher haben die beiden rein von den Verkaufszahlen her betrachtet keine exorbitanten Erfolge vorzuweisen. Dies scheint aber der Beliebtheit und Zugewandheit ihrer Fanbase keinen Abbruch zu tun. Die Kulisse der Elbphilharmonie verlieh dem bevorstehenden Event etwas Erhabenes.

Pünktlich um 20 Uhr betraten Øye und Bøe die Bühne, die einzig mit vier Gitarren bestückt war. Was nun begann, waren eineinhalb Stunden gefüllt mit leisen Tönen, zwei harmonischen Stimmen und einem Publikum, das, sichtbar binnen weniger Augenblicke, Zufriedenheit ausstrahlte. Die Klänge verteilten sich sanft schwebend im Raum und im Ohr. Die zwei schafften es mühelos, nach den ersten Tönen eine wohlige Harmonie aufkommen zu lassen. 

Besonders Erlend Øye vermochte es, das Publikum mit einzubeziehen und mit ihm zu kokettieren. Ein seiner Meinung nach zu frühes Einsetzen von rhythmischem Klatschen zu „Mrs. Cold“ wurde umgehend unterbunden. Er würde es ankündigen, wenn ein Mitklatschen gefordert wäre. Nach diesem Stück wurden Bassist Davide Bertolini und Violinsolist Tobias Heff auf die Bühne gebeten, die bereits die beiden vorigen Alben mit eingespielt haben.

Kings of ConvenienceKings of Convenience

Mit deren Unterstützung wurde die Atmosphäre nochmals dichter, so dass sie fast greifbar schien. Die Begleitung der Streicher löste zwischendurch eine Gänsehaut ausgelöst. Das zufriedene Lächeln wollte sich nicht während des eineinhalb Stunden andauernden Konzertes verabschieden. Der Song „Homesick“ (krank vor Heimweh) wurde kurzerhand einem Zuhörer gewidmet, der auf Nachfrage Øyes die Auskunft gab, aus Tunesien angereist zu sein. 

Die überwiegend stehende Position während des Auftrittes unterbrach Øye später mit dem Titel „I´d rather dance with you“, zu dem das Publikum dann endlich aufstehen, tanzen und mitklatschen durfte. Und er tanzte ebenfalls, wobei er mit seinem Schwung den gesamten Raum der Bühne nutzte. Sich hinzusetzen lohnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, da Kings of Convenience zunächst den Saal verließen, den sie nach kurzer Zeit für eine Zugabe mit drei weiteren Songs nochmals betraten.

Ein beeindruckendes Bild entstand zum Ende des Konzertes, zu dem dann endgültig nahezu jeder Hörer vor Begeisterung aufgestanden war. Lautstarkes Klatschen und Pfeifen untermauerte diesen extrem gelungenen akustischen und „betont“ leisen Abend.

Ich stelle mir vor, diese Atmosphäre in einer kleinen Schachtel aufzubewahren, die ich bei Bedarf öffnen kann, um diesen Abend wieder hervorzuholen. Bleibt zu hoffen, dass das kommende Album nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt und Kings of Convenience dann das komplette „Recorded Record!?“ in naher Zukunft live in Hamburg präsentieren.

Fotos: (c) Peter Hundert

 

Sabine Vierus
Sabine Vierus
Gebürtige Lübeckerin (1971), seit 2016 die Landeshauptstadt Kiel als neue Heimat gewählt. Ausgeprägte Leidenschaft für Musik seit sie laufen kann. Das umfangreiche Musikwissen hat sie als Kauffrau über zwanzig Jahre im CD-Vertrieb an ihre Kunden weitergegeben. In der Freizeit oft mit der Kamera unterwegs; schreibt einen eigenen Blog. Schwerpunktthemen für "unser Lübeck": Musik- und Konzertrezensionen.

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