KLANK – Hä?

Lübeck klingt war der Titel einer Wochenendveranstaltung vor wenigen Tagen. Aber am besten klingt Lübeck in der Nacht in den Clubs – aber wie? Die meisten Veranstalter haben sich recht bequem eingerichtet, sich auf bestimmte Genres eingestellt und bieten Konzerte, die meist sehr gut besucht werden. Doch es gibt sie – die versteckten „Perlen“, die leider nur von wenigen gefunden werden – oder besteht nur ein geringes Interesse an wirklich außergewöhnlicher Klangkunst?

Neue Wege zu gehen, abseits des Mainstreams, war schon immer die Sache des Live-CV, in dem nicht nur die Reihe Fantastische Musik erfolgreich durchgeführt wird. Nun wird eine neue Reihe mit dem Titel Das besondere Konzert präsentiert, zu dem eigentlich auch die Aufführungen von Günter Heinz & Veryan Weston sowie Ericcson, Berre & Nestesjö zählen müssten.

Am Dienstag, 7. Juni 2016 war das Musikaktions-Ensemble KLANK im CVJM mit seinem Programm the french konnektion #5 zu Gast. In der konzertanten Begegnung war die französische Ausnahme-Klarinettistin und Sängerin Isabelle Duthoit der Mittelpunkt der Darstellung. KLANK besteht seit über acht Jahren und ist in Bremen daheim. Das Instrumentarium der Musiker Tim Schomaker (auch Schlagzeug), Hainer Wörmann (auch Gitarre), Reinhard Hammerschmidt (auch Kontrabass) sowie Christoph Ogiermann (auch Violine) besteht vorwiegend aus: Knallfolien, diversen Bürsten, Essstäbchen, Luftballons, Nasenhaartrimmer, Styroporverpackungen, Abflussrohren, Wäscheklammern, Blechschüsseln, Kiefernzapfen, Glühlampen, Plastikgeschirr sowie unzähligen weiteren Gegenständen.Doch was machen sie damit?


Foto: Isabelle Duthoit (c) Peng!

KLANK geht in die Schulen Bremens, um den SchülerInnen ein neues KLANKerlebnis zu ermöglichen. Dabei müssen die teilnehmenden Kinder nicht mal ein Instrument spielen können, sondern es geht den Musikern vor allem um eins - Kommunikation! Im Zeitalter des „rasenden Stillstandes“ - die Kommunikation wird zum großen Teil bei den jungen Menschen über das Wischfon gehalten - ist es ein besonderes Erlebnis, intensiv auf die anderen zu achten, im wahrsten Sinne des Wortes, denn es darf z. B. nur dann gespielt werden, wenn kein anderer spielt.

Eben dies, die Kommunikation, war auch während der Performance im CVJM ein wichtiger Bestandteil. Häufig bekam ich von Konzertbesuchern zu hören, dass ich im Wege stehe, wenn ich einige Photos mache – meine Antwort i.d.R. ist: „Musik ist zum Hören da“, wäre an diesem Tag durchaus falsch gewesen. Denn nur wer aufmerksam zuschaute, konnte die besondere „konnektion“ der arbeitenden Künstler wahrnehmen. Dies war wirklich eine Augenweide, denn nicht nur Isabelle Duthoits Erscheinung, sondern vor allem die Aktionen, um Klänke zu erzeugen, schufen Bilder von einer Eindruckstiefe, wie sie sonst nur bei meditierenden Buddhisten zu sehen ist.

Duthoit erschuf die "Klänke" nicht nur mit ihrer Stimme, wobei die Gestik und Mimik an modernen Ausdruckstanz erinnerte, sondern ebenfalls mit der auseinandermontierten Klarinette, mit der sie an der Wand kratzte, klopfte und dessen Endstück sie als Megaphon benutzte. Schomaker und Ogiermann nutzen ihren Atem, bzw. die Zunge, um aus dem Hackbrett und anderen Dingen Klänke zu erzeugen. Das Konzert war nicht nur etwas für die Ohren, sondern ebenfalls für die Augen.

Schön wäre es, wenn es mehr interessiertes Publikum für solche außergewöhnlichen Performances geben würde, damit Lübeck ebenso bunt klinkt, wie es sich in der Öffentlichkeit gerne darstellt.

Fotos (c) Peng!

 


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