"Exhibition in Brass"
Klangbilderkonzert der Lübecker Philharmoniker im Hansemuseum

Exhibition in Brass – das ist ein plakativer Titel, handfest und attraktiv aber auch das, was die Blechbläser der Lübecker Philharmoniker und ein Schlagzeuger boten (18. März 2016). Ihr Programm war vielseitig, zudem differenziert gestaltet. Zu hören war es im Europäischen Hansemuseum, wie der Ort offiziell heißt, im Rahmen der Klangbilderkonzerte. Das sind Veranstaltungen, bei denen das Theater Lübeck mit den Lübecker Museen kooperiert. Künstler des Hauses an der Beckergrube, Musiker oder Sänger, gestalten Konzerte in Räumen eines der Museen.

Im Hansemuseum hatte man die Räume „La Rochelle“ und „Visby“ kurzerhand zu einem Konzertsaal vereint. Doch trotz der Distanz der beiden Partnerstädte Lübecks vom Atlantik bis weit in die Ostsee wurde es klanglich doch recht eng. Die Betonwände des neuen hanseatischen Trutzbaus hielten nicht nur stand, verstärkten sogar den Schallpegel erheblich. Die Zuhörer aber ließen sich`s gefallen und hörten dem abwechslungsreichen Auftritt der Lübecker Trompeter Joachim Pfeiffer, Matthias Krebber und Lukas Paulenz, des Hornisten Johannes Wache, des Posaunisten Thomas Bender und des Schlagzeugers Benjamin Schmidt gern zu. Sie wurden durch zwei Gäste vom NDR-Sinfonieorchester unterstützt, durch den Posaunisten Joachim Preu und, wie oft schon, durch den Tubisten Markus Hötzel, da Lübecks Orchester nun mal diese Stelle nicht besetzt hat.

Der fanfarenartige Beginn mit Pastime with good Companys, einer Melodie, die dem ehelich umtriebigen King Henry VIII „zur Zerstreuung seiner Gefährten oder Gefährtinnen“ zugeschrieben wird, passte zum geschichtlichen Ambiente des Museums. Zum einen hatte die Hanse in London ein Kontor. Zum anderen war die Musik der Blechbläser noch zur Hansezeit den gehobenen Schichten vorbehalten. Auch mit dem zweiten Beitrag blieb man in England. Dort galt und gilt Henry Purcell als einer der größten Komponisten. Aus seiner Suite zu King Arthur hatte Joachim Pfeiffer sieben Stücke für dieses Ensemble arrangiert. Sehr abwechslungsreich klang das, mit fordernden Aufgaben für jeden der Mitspieler. Und auch der Abschluss des ersten Teils war solch ein Arrangement für diese ungewöhnliche Besetzung. Auszüge aus Mussorgskis allbekannten Bildern einer Ausstellung hatte Lukas Paulenz für seine Kollegen eingerichtet, auch hier mit teils artistischen Aufgaben für sie. Das Küchlein-Ballett oder die Hexe Baba Yaga bekam einmal wieder ganz neue und erfrischende Farben.

Wie den ersten Teil eröffnete wieder eine Fanfare den zweiten, diesmal eine von Paul Dukas aus seinem Ballett La Peri. Sie und nur zwei weitere Titel waren Originalstücke, im ersten Teil ein „Valse lente“, der zweite Satz aus Fernand Desprez‘ (1898 bis 1965) Triptyque, hier gespielt vom Horn und den zwei Posaunen, im zweiten dann folgte der Kopfsatz des Blechbläsersextetts des deutsch-russischen Trompeters und Komponisten Oskar Böhme (1870 bis 1938). Joachim Preu, der Gast aus Hamburg, hatte dann in Londonderry Air, der inoffiziellen irischen Nationalhymne, einen Solo-Auftritt. Das Arrangement des Posaunisten John Iveson erinnerte mit seinen Glissandi und seiner lässigen Art an eine Art Blues. Noch swingender und rhythmischer hatte dann Lukas Paulenz Auszüge aus Bernsteins West Side Story arrangiert, die seinen Kollegen treffliche Aufgaben bescherten, ihre Versiertheit zu zeigen.

Als Moderator berichtete Jörn Kolpe so manche plastische Anekdote zu den Beiträgen, so etwa zu den Spekulationen über die Herkunft der Londonderry Air. Das Programm hatte gefallen, so waren zwei Mondstücke Dank der Musiker für den langen Beifall, Henry Mancinis Moon River und Bart Howards Fly me to the moon, wieder von Lukas Paulenz arrangiert. 

Fotos: Arndt Voß
Arndt Voß
Aufgewachsen in Neumünster, in Lübeck seit 1959. Studium in Kiel und Hamburg (Musik- und Literaturwissenschaft). Ständige Mitarbeit an den Lübeckischen Blättern von 1974 bis 2014, Berichte und Kritiken darüber hinaus in einigen anderen Organen. Schwerpunktthemen: Musiktheater, Schauspiel, Konzerte.

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