A. K. Benedict

A. K. Benedict "Die Seelen von London"

London – Hauptstadt Großbritanniens, 8,5 Millionen lebende Menschen. Aber wie viele Geister, Gespenster, Spukgestalten tummeln sich auf den Straßen und Plätzen dieser gewaltigen Metropole?!

Die Bevölkerungsdichte von London ist immens groß, und glaubt man alten Geschichten und Legenden, ist England sowieso prädestiniert und weist eine eindrucksvolle Anzahl von legendären Gespenstern auf. An historischen Orten, wie z. B. dem Tower, könnte man mit viel (Un-)Glück auch auf prominente und adlige Gespenster treffen. Paranormale Phänomene, Geistererscheinungen faszinieren uns von jeher, nicht umsonst haben Geistergeschichten zu jeder Zeit eine eindrucksvolle Hochkonjunktur.

Die englische Autorin A. K. Benedict hat nach „Die Eleganz des Tötens“ nun einen zweiten phantastischen Kriminalroman beim Münchner Verlag Knaur veröffentlicht: „Die Seelen von London“.

Die Handlung konzentriert sich auf zwei Ebenen. Zum einen wird die ehemals blinde Maria King von einem mörderischen Stalker verfolgt, zum anderen gibt es Verbrechen eines Syndikats, das den mysteriösen Namen „Der Ring“ trägt, dessen elitäre Mitglieder einen Ring aus gepresster, veredelter Asche toter Menschen tragen. Ja, es ist ein wenig obskur. Detective Jonathan Dark hat alle Hände voll zu tun und nebenbei natürlich noch ein paar ganz private, persönliche Herausforderungen zu meistern. Als wenn man nicht schon genug mit den Lebenden zu tun hat, so gibt es da noch ein paar verdammt verärgerte Gespenster, die nach ihrem gewaltsamen Tod etwas empfindlich und nachtragend reagieren.

So weit, so gut – „Die Seelen von London“ ist originell, spannend, manchmal auch durch den ungemeinen Humor insgesamt absolut empfehlenswert. Skurril sind alle Protagonisten, ob nun lebendig oder tot, und interessant gezeichnet allemal. Ein Geist, der Taxi fährt, die Frau eines Bestattungsunternehmers, die nach ihrem Tod im Geschäft noch immer aushilft – so viel zu einigen Gespenstern. Die Lebenden sind ebenfalls etwas grotesk: Der Ermittler Jonathan Dark, der ein paar sehr eigentümliche persönliche Herausforderungen zu bestehen hat und dem Geisterreich einfach etwas ignorant entgegensteht. Maria King, der nach einer erfolgreichen Operation das Augenlicht gegeben wurde, die aber lieber weiter „blind“ sein möchte, und der Bestatter Frank, der die Geister immer sieht und mit ihnen seit seiner Kindheit kommunizieren kann. Klar, dass die Story abgefahren ist – aber dennoch brillant.

„Die Seelen von London“ lebt quasi durch eine sehr geistreiche, turbulente Handlung. Viel Humor, tolle Dialoge, spannende Entwicklungen sind wohldosiert eingesetzt, und die Nebenhandlungen lassen selbst die Geister nicht zur Ruhe kommen. Auch Geister (waren und) sind nur Menschen und verfügen allesamt über gewisse Alltagsprobleme.

Sämtliche Charaktere sind noch nicht final ausgebaut; das merkt man, und alles weist daraufhin, dass „Die Seelen von London“ der Auftakt einer herrlichen Romanreihe ist.

Fazit
„Die Seelen von London“ von A. K. Benedict ist für mich ein Roman, der mit zu den originellsten in diesem Jahr gehört. Tolle Idee, die stoffliche und geistige Welt miteinander zu kombinieren. Die Handlung ist nicht gruselig oder besonders blutig – sie ist einfach spannend durch ihre Figuren, seien diese noch lebendig oder bereits tot. Der Kriminalfall ist ebenfalls höchst unterhaltsam und spannend erzählt, zumal auch der Täter persönlich seine Perspektive beschreibt. Die Geschichte wird frisch und witzig erzählt – ein Buch, das Spaß macht und hoffentlich fortgesetzt wird.

A. K. Benedict: Die Seelen von London",  Droemer-Knaur, 1. Juni 2017, 400 Seiten

Das Buch ist in den inhabergeführten Buchhandlungen Buchfink, ProsaArno Adler, Langenkamp, maKULaTUR, Buchstabe und auf Amazon erhältlich.


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