Michael Tsokos
"Zerbrochen"

Die Erfahrungen des national und international renommiertesten deutschen Rechtsmediziners Michael Tsokos wurden mit tatkräftiger Unterstützung von Andreas Gößling schon in den ersten beiden True-Crime-Thriller „Zerschunden“ und „Zersetzt“ großartig in Szene gesetzt.

Mit der fiktiven Figur des Dr. Fred Abel, der als Rechtsmediziner in der BKA-Einheit Extremdelikte ermittelt, kombinierten sie authentische Ermittlungsmethoden mit den Erfahrungen eines Mediziners. Als Ergebnis gesehen, konnten hochklassige, spannende Romane veröffentlicht werden, die realistisch, aber auch schonungslos brutale Geschichten darstellen.

Im dritten soeben erschienenen Band „Zerbrochen“, der ca. ein Jahr nach den Ereignissen in dem Roman „Zerschunden“ spielt, erholt sich Dr. Abel nach einem Mordanschlag, der ihn fast das Leben kostete. Nach mehreren Operationen und Reha-Maßnahmen tritt Dr. Fred Abel seinen Dienst beim BKA wieder an. Die Hauptstadt Berlin ängstigt sich vor dem sogenannten „Darkroom-Killer“ und unter Hochdruck recherchieren und ermitteln die Beamten, um der Serie Einhalt zu gebieten. Auch Dr. Abel wird in die Ermittlungen involviert und findet erste Hinweise zu der Identität des Serientäters.

Als die beiden Kinder Dr. Abels entführt werden, überschlagen sich die Ereignisse – es gibt mit Sicherheit einen größeren Kreis von Feinden, die Dr. Abel gerne auf dem Seziertisch sehen möchten.

Der dritte und vielleicht auch letzte Roman aus dieser Reihe überzeugt durch eine spannende Story mit aktuellen Themen der Flüchtlingspolitik. Er schleudert Dr. Abel in einen persönlichen Albtraum. In diesem Roman wird die Handlung aus mindestens drei Perspektiven dargestellt. Die entführten Kinder sowie der frühere Kollege aus Bundeswehrzeiten Lars Moewig erhalten einen nicht unerheblichen Anteil der komplexen Handlung. In den beiden Vorgängerromanen konzentrierte sich die Geschichte aus der Sichtweise Dr. Abels. Dass sich dadurch nun der Fokus auf die Story etwas ändert, mindert nicht die Spannung, aber die Atmosphäre empfindet man dadurch etwas weniger intensiv.

„Zerbrochen“ spielt nicht nur mit anderen Perspektiven, sondern vermengt diese ebenfalls mit unterschiedlichen Handlungsorten, und auch der Kreis der Protagonisten erhöht sich erheblich.

Das wahre Verbrechen übt eine ungemeine Faszination aus. Mit dieser manchmal bösartigen Dunkelheit können viele Autoren wunderbar spielen, aber Michael Tsokos und Andreas Gößling spielen die Klaviatur des Todes außerordentlich brillant. Die beiden Autoren garantieren, dass dem Leser manchmal ein Schaudern über den Rücken laufen wird. Gerade im Hinblick auf die Tatsache, dass der Roman auf authentischen Ereignissen basiert. Also willkommen in der dunkelsten Schattierung der Realität.

„Zerbrochen“ ist schnell, intensiv und abwechslungsreich. Fred Abels Geschichte könnte mit dem dritten Band ein Ende gefunden haben, doch würde ich es sehr begrüßen, die Figur in anderen Romanen wiederzusehen.

Michael Tsokos: Zerbrochen, Knaur Verlag, 1. März 2017, 432 Seiten.

Das Buch ist in den inhabergeführten Buchhandlungen Buchfink, Arno Adler, Langenkamp, maKULaTURBuchstabe und auf Amazon erhältlich.


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